03.01.2017Teilen

Interview mit Yogalehrerin Angelika Haag-Lill

Wer bin ich und woher komme ich? Diese Fragen stellte sich Yogalehrerin Angelika Haag-Lill bereits seit einiger Zeit. Wie sie nach den Antworten suchte und was Yoga damit zu tun hat, erzählt sie uns in einem Interview.

Liebe Angelika,
was hat dich zum Yoga geführt und wie würdest du deinen Yoga-Stil beschreiben?
Seit einer Reise nach Indien im Jahr 1982 begann mein Interesse an Yoga nach und nach zu wachsen. Die Möglichkeiten, wie wir durch geistiges Training auf unser Wohlbefinden und unseren Geist einwirken können, fingen mich an brennend zu interessieren und das ist bis heute so geblieben. Regelmäßig Yoga zu üben begann ich dann aber an Hand eines Buches in der Schwangerschaft von meinem zweiten Sohn 1989. Dann folgten ein paar Yogakurse bei verschiedenen Lehrern und 1999 begann ich dann mit meiner Ausbildung zur Yogalehrerin. Ich hatte das Glück, gleich zu Lehrerinnen, wie Astrid Klinski, Petra Pramschiefer und Karen Kold- Wagner zu kommen, die im Stil von Krishnamacharya, Desikachar und Sriram unterrichteten (heute auch oft Vini-Yoga genannt). Auch heute noch sehe ich das als Riesenglück an, haben sie doch meine Vorstellungen von einem sehr anspruchsvollen Körper-Yoga in eine völlig neue Richtung gelenkt, in der der Atem eine zentrale Rolle spielt. Dass ich mich heute im Alter von 61 Jahren kräftig, beweglich und rundum wohl fühle, habe ich wirklich Yoga zuzuschreiben.

 

Vor deinem Abschluss zur Yogalehrerin im Jahr 2003 hast du bereits ein Studium zur Musiktherapie absolviert. Wie verbindest du für dich Yoga mit Musik?
Von meiner Lehrerin Petra Pramschiefer, bei der ich seit 2003 im Einzelunterricht bin, wurde ich sehr ermuntert Mantren zu rezitieren. Dies hatte auf mich eine sehr gute Auswirkung. Vor ca. 8 Jahren wurde ich auf eine Komponistin aus Süddeutschland, Arunga Heiden, aufmerksam gemacht, die Kurzlieder in deutscher Sprache komponiert. Diese kommen für mich Mantren sehr nahe, da man sie auch stetig wiederholt und textlich überzeugend zu Yoga passen. Mit diesen Liedern, die ich zeitweise auf meinem Akkordeon begleite, oder die wir auch mal tanzen, habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht und von meinen Teilnehmern sehr gute Rückmeldungen erhalten. Andere und neue Texte geben dem Geist einfach neue Inhalte und setzen neue heilsame Spuren, die dann nach und nach ihre Wirkungen erzeugen.

 

Du siehst in Yoga nicht nur eine körperliche Tätigkeit, sondern beschäftigst dich auch mit den tiefgehenden Hintergründen. Woher kommt deine Faszination für die philosophischen Hintergründe des Yoga?
Immer schon wollte ich in die Tiefe gehen mit den urmenschlichen Fragen „Wer bin ich?“, „Woher komme ich?“. Diese Fragen haben mich einfach nie losgelassen. Wenn ich dann etwa auf bedeutende und bekannte Yogagrößen gestoßen bin, habe ich immer weitergeforscht woher diese Menschen ihre Inspiration holen. Natürlich ist für das tägliche Leben und als Übungsanweisung das Yoga Sutra von Patanjali ein zentrales Grundlagenwerk, das ich immer wieder studiere. Darüber hinaus bin ich seit vielen Jahren sehr fasziniert von Advaita Philosophie, die in zeitgemäßer Sprache Richard Sylvester sehr gut darlegt, aber Sri Nisargadatta Maharaj und Sri Ramana Maharshi sind auf diesem Gebiet auch sehr maßgebend. Sie zu lesen entlastet mich immer wieder von einem übertriebenen Leistungsanspruch und gibt mir inneren Frieden.

 

Sind dir auf deinem Weg Yogalehrende begegnet, die für dich eine besondere Inspirationsquelle sind/waren?
Wenn ich an meine Ausbildung denke, kommt immer wieder Dankbarkeit auf, dass ich so viele inspirierende Lehrer/innen kennenlernen durfte: Astrid Klinski, Petra Pramschiefer, Uwe Bräutigam, Eckard Wolz-Gottwald, Martin Unger, Sriram, Karen Kold-Wagner und Helga Walter, um nur einige zu nennen.

 

Deine nächste Reise mit NEUE WEGE geht ins Oasis Ayurveda Resort Hambantota in Sri Lanka. Wem würdest du diese Reise ans Herz legen und was gefällt dir besonders an dem Land?
Allen, die auch mal ein Abenteuer wagen wollen und z.B. mit einer völlig anderen Medizin in Berührung kommen möchten, würde ich diese Reise empfehlen. 2 Wochen lang, falls es der dortigen ärztlichen Anordnung entspricht, z.B. Ölmassagen zu erhalten, stelle ich mir himmlisch vor und sollte wirklich gute Auswirkungen auf Hautregeneration und Gelenke haben. Dazu sich noch einmal nach individueller Beratung neue Ideen für die eigene Ernährung zu holen ist sicher auch spannend. An dem Land reizen mich die Vegetation und auch die buddhistischen Kulturdenkmäler.

 

Hast du eine Yogaweisheit oder Übung, die du unseren Blog-Lesern gerne mit auf dem Weg geben möchtest?
Ein Bild finde ich immer sehr hilfreich: Wenn wir uns das Leben als einen Film vorstellen, der sich abspielt, dann gehört dazu auch die Leinwand, auf der der Film erscheint. Wir sind nicht nur das Bewegte, sondern auch das auf dem alles in Erscheinung tritt.

Eine kleine körperliche Konzentrations-Meditations-Bewegungsübung, die im Idealfall beruhigend wirkt:

Im Stehen oder Sitzen verbunden mit einer kleinen Kopfbewegung die Arme heben und senken. Dem Atem beim Einatmen (bevor wir die Arme heben) einen kleinen Vorlauf lassen und nach dem Armsenken auch noch etwas länger ohne Bewegung ausatmen. Besonders die Ausatmung nach dem Armsenken, kann auch nach und nach verlängert werden. 

Vielen Dank für das interessante Interview!

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Angelika Haag-Lill