05.01.2017Teilen

Reisebericht: Meditation in der Weite der Mongolei

Am 5. Tag meiner Reise meinte mein Fahrer zu mir: „Wir Mongolen lieben die Weite. Berge sind für uns nur Hindernisse.“ Ich nickte wissend und verstehend. Und das, obwohl ich die Berge liebe.

Im Vorfeld meiner Reise war ich sehr gespannt, was mich erwarten würde. Ich kannte die Mongolei aus Filmen und von Bildern, war beeindruckt von der Weite der Landschaft. Aber mit „dem Herzen“ vorstellen, konnte ich es mir trotzdem nicht richtig. Auch jetzt fällt es mir schwer, das erlebte in Worte zu fassen. Doch eines vorweg - diese Landschaft, die Weite, die Stille, das Farbenspiel, machen süchtig, im positivsten Sinne.

Ich erinnere mich an meinen ersten Tag im - überraschend komfortablen - Jurtencamp. Gleich nach Ankunft suchte ich mir einen Aussichtspunkt. Der Blick schweift über ein schier endloses Meer aus Silbergras, nur das Rauschen des Windes und gelegentlich ein Vogel zu hören. Plötzlich bin ich Teil einer Schafherde, die langsam grasend vorbeizieht. Und dann dieses unglaubliche Farbenspiel in der untergehenden Sonne, von Grün über Rot hin zu den kühleren Blautönen der Dämmerung, die sich schließlich verdichten zu einem unglaublich intensiven, so noch nie gesehenen Nachthimmel. Dabei vergaß ich sogar das Abendessen. Noch intensiver war das Erlebnis am kommenden Morgen, als die Steppe zum Leben erwachte und die immer kräftiger werdende Sonne den Morgennebel auflöste – unglaublich!

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Höhepunkt der Mongolei ist zweifellos die Landschaft. Aus der Trockensteppe südlich von Ulaanbaatar fuhren wir über schier endlose Graspisten in des Khangai Gebirge. Die Natur hier erinnerte mich oft an Sibirien, und tatsächlich, die russische Grenze und der Baikalsee sind nicht allzu weit entfernt. Hier gibt es noch sehr ursprüngliche Lärchenwälder und die Flüsse gruben tiefe Schluchten in das vulkanische Gestein. Der „vulkanische Unterbau“ der Mongolei war für mich sprichwörtlich hautnah erlebbar. Ich übernachtete an und badete in den heißen Schwefelquellen von Mogoit (mit Blick auf die nächtliche Milchstraße), bahnte meinen Weg durch Lavagestein hinunter zum heiligen Orkhon Wasserfall und bestieg den Khorgo Vulkan. Der Vulkan war sicherlich eines meiner intensivsten Erlebnisse – der Blick reichte über erkaltete Lavaströme bis zum Gebirge jenseits des Weißen Sees.

Schaf- und Pferdeherden sind die ständigen Begleiter in der Steppe; manchmal traf ich auch auf Kamele. Der rauhe Khangai ist Heimat großer Yakherden. Die frechen Murmeltiere sah ich leider nur im Nationalpark; dort traf ich ebenfalls auf die sehr seltenen Przewalski Wildpferde, die ganz in der Nähe meines Camps ihre Wasserstellen hatten. Am Wegesrand beobachtete ich öfters Geier und Milane. Besonders beeindruckend fand ich aber ein riesiges Geiernest in den Granitfelsen von Baga Gazrin Tschuluu. Der Junggeier im Nest beäugte mich ganz argwöhnisch, als ich vor Aufregung durch die Steppe stolperte. Und nachts, da konnte ich sie manchmal hören; die Wölfe, die sich in der abendlichen Stille gegenseitig riefen.

Eine imposante Landschaft prägt imposante Menschen. Die Mongolen sind ein sehr stolzes Volk, und das Erbe des großen Dschingis Khan ist omnipräsent. Außerhalb der großen Städte ist die Mongolei noch fast komplett nomadisch geprägt. In den Weiten der Steppe trafen wir oft auf Nomadenfamilien und ich durfte viel über das harte Leben der Menschen lernen: Wie melkt man Stuten; welche Sitzordnung gibt es in der Jurte; wie schmeckt gegorene Stutenmilch (wie eine Mischung aus Federweiser und Buttermilch mit Stich, falls Sie es interessiert) und getrockneter Joghurt? Mein Guide Boum und dessen Sohn Dulgun zeigten sich hier als sehr geduldige Lehrer. Boum ist übrigens Vorsitzender der Mongolian Green Party und hat ein schier unendliches Wissen über Natur, die Menschen, Kultur und den Buddhismus und Schamanismus in der Mongolei. Seit der „Wende“ blühen Buddhismus und Schamanismus wieder auf. Doch es gibt noch immer recht wenige Klöster in der Mongolei. Das wohl wichtigste ist das Gandan Kloster in der Hauptstadt, am eindrucksvollsten ist jedoch das große Kloster von Erdene Zuu, das sprichwörtlich auf den Ruinen von Dschingis Khans Hauptstadt erbaut wurde. Meine persönlichen Favoriten sind jedoch 2 kleine Klöster. Zum einen war es der unscheinbare sehr selten besuchte Sangiin Dalai Tempel mitten in der Grassteppe. Ich durfte Zeit mit den Mönchen verbringen und lud sie anschließend zu einem traditionell mongolischen Essen ein. Zum anderen war es das Bergkloster Tuvkhun Hiid. Schon alleine die Wanderung zum Kloster durch einen Lärchenwald ist Balsam für die Seele und der weite Blick vom Berggipfel (einem Teil der Kora um das Kloster) über die Wälder und Berge ist wie eine tiefe Meditation.

Und dann gab es da noch die zufällige (?) Begegnung mit dem Schamanen am Orkhon Wasserfall. Warum er mir das Wolfsfell überhängte, mich mit Yakknochen schlug und mit Stutenmilch taufte, bleibt jedoch mein kleines Geheimnis.

Bis bald, vielleicht in der Mongolei?

Ihr Wolfgang Keller

P.S. Gerne berate ich Sie zu Ihrer Reise in die Mongolei und lasse Sie an meinen Erfahrungen der Reise teilhaben, telefonisch unter +49 (0)2226-1588-201 oder schreiben Sie mir eine E-Mail an w.keller@neuewege.com

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Wolfgang Keller