21.02.2017Teilen

Bhutan - ein ganz besonderes Land

Das kleine Königreich Bhutan wird bei uns häufig im Sinne des berühmten Autors James Hilton als das letzte Shangri-la beschrieben. Vielen erscheint das kleine Land im Himalaya somit auch als eine letzte mythische und geheimnisumwitterte Weltengegend, in dem Lamas und tibetischer Buddhismus als Überbleibsel vergangener Jahrhunderte fortleben. In der Tat hat Bhutan sich etwas bewahrt, was man heute anderenorts nur noch selten findet: Tradition und überlieferte religiöse Kultur. Diese Tradition zu erhalten ist für einen Bhutaner ebenso wichtig, wie der Moderne gegenüber aufgeschlossen zu sein und das Land weiter zu entwickeln. So ist es sogar in der Staatphilosophie des Glücklichseins, in Bhutan „Gross National Happiness“ genannt, festgeschrieben.

Auf meinen Reisen durch das Land, wo der tantrische Buddhismus Staatsreligion ist, kann ich immer wieder mit ein bisschen Glück von ganz besonderen Begegnungen und Erlebnissen berichten, die sich vor den eigenen Augen abspielen. Im letzten Jahr beispielsweise besuchte ich mit einer kleinen Reisegruppe auf einer Orakelreise den Westen Bhutans mit dem Ziel, außergewöhnliche Persönlichkeiten zu treffen. Hier würde man sie Schamanen oder Orakel nennen, in Bhutan bezeichnet man sie als „Helden“ oder „Heldinnen“. Gemeint sind weibliche und männliche Medien mit der Gabe, sich durch einen Trommeltanz willentlich in Trance zu versetzen, um Anwesende zu heilen und den Heilssuchende auf die Zukunft gerichtete Auskünfte und Ratschläge zu erteilen. Dabei ist oft beeindruckend, wie präzise ein solches Medium die psychische und physische Verfassung des anwesenden Besuchers (unserer Gruppe) erkennt und zielgerichteten Rat geben kann.

Bhutan Himalaya Menschen

Von einem solchen Erlebnis lässt sich noch lange zehren. Es muss aber nicht immer so mystisch sein. Mit einer anderen Gruppe lernte ich auf unserer Bildungsreise die Staatsphilosophie des Landes kennen, und erfuhren, wie man so etwas im Alltag in Bhutan umsetzt. Ich erinnere, dass wir viele Experten - beispielsweise am Centre for Bhutan Studies - befragt hatten, die für den Aufbau der Philosophie des Glücklichseins mitverantwortlich waren. Es war überaus spannend, einmal „first-hand information“ von denjenigen bekommen zu haben, die für den theoretischen Hintergrund dieser Philosophie gesorgt hatten.

Es kann auch ganz spirituell auf einer Reise nach Bhutan zugehen. Als ich zum Beispiel bei unserer Pilgerreise mit unserer Gruppe viele Klöster besucht hatte, entstand der Wunsch unter uns buddhistisch interessierten Reisenden, einmal hochrangige Lamas des Landes zu treffen und authentische buddhistische Lehren und Segenssprüche zu empfangen. Bei dieser Gelegenheit hatten wir großes Glück. Ich bemühte mich um eine Audienz bei der berühmten Heiligkeit, Dilgo Khyentse Yangsi Rinpoche, von dem ich gehört hatte, dass er zufällig gerade in Westbhutan weilte. Nachdem ich durch seinen Sekretär angefragt hatte, gewährte Rinpoche uns eine kurze Audienz in seinem wunderschönen Garten in Paro Satsam Chörten, bei dem uns sogleich auch sein kleines Hündchen, ein Lhasa Apso, freudig begrüßte. Überflüssig zu sagen, dass wir alle nach dem Besuch und erhaltenen Segensschauer beseelt waren. Nun konnte auf unserer Reise nichts mehr schief gehen. Genauso war es dann auch. Wieder so ein unvergessliches Erlebnis, das einem das kleine Königreich noch tiefer ans Herz legt...

Ihr Gregor Verhufen

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Gregor Verhufen