04.01.2020Teilen

Die Besonderheiten einer Ayurveda Kur

Also eigentlich weiß ich so gar nicht richtig, was Ayurveda ist. Ich weiß, dass es irgendwie um Massagen geht und dass ich keinen Alkohol trinken soll, was ja auch schon mal nicht schlecht ist. Ansonsten freue ich mich einfach nur, dass auf meinem Weg zur Villa Safira an der Südwestküste Sri Lankas endlich mal die Sonne scheint. Seit einer Woche bin ich im Land und bisher hat es nur geschüttet.

Im Resort angekommen werde ich erstmal auf mein Zimmer gebracht, wo mich ein mit Blumen geschmücktes Bett und direkter Zugang zum Pool erwartet. Ob ich erstmal etwas essen will? Ja, will ich! Es gibt, wie sollte es anders sein, Reis und eine Vielzahl an Schüsselchen mit verschiedenen Gemüsesorten. Lecker.

Danach steht mein erster Arzttermin hat. In der Villa Safira gibt es insgesamt vier Ärzte, die sich abwechselnd um die Gäste kümmern. Zu meiner Ankunft ist auch Dr. Sarath, der Chefarzt da. Wir besprechen meine medizinische Vergangenheit und aktuelle Beschwerden. Viel fällt mir nicht ein, aber es dürften gerne ein paar Kilo weniger sein. Die Ärzte beschließen, dass ich ein Pitta-Vata Typ bin und stellen meinen Behandlungsplan zusammen. Zu meiner Freude sind die ersten Massagen gleich für den Nachmittag geplant und die ungeliebte Darmentleerung kommt erst für den nächsten Morgen aufs Programm.

Nachdem diese Hürde am nächsten Tag überwunden ist, geht es so richtig los: Jeden Abend bespreche ich mit den Ärzten den Behandlungsplan für den nächsten Tag, kriege meine Medikamente und meinen Termin für die nächste Sprechstunde. Es fühlt sich doch um einiges Kurmäßiger an als ich es mir vorgestellt hatte aber zum Glück erinnert in der schönen Umgebung nichts an eine Klinik.

Am zweiten Tag hätte ich allerdings gerne einen Kaffee zum Frühstück, zum Angebot gehört allerdings nur, wie für eine Ayurveda Kur üblich ist, warmes Wasser oder Kräutertee. Auch das leckere Essen hinterlässt schnell eine Sehnsucht in Pizzaform in mir. Aber während Pizza inakzeptabel ist, verschreiben mir die Ärzte stattdessen täglich keine kleine Schüssel Salat und frisches Obst zum Frühstück, damit ich was zum Kauen habe und nicht zu grantig bin.

Die täglichen Massagen finden in einem Nebengebäude der Villa statt. Ein erfahrenes Team von Therapeuten kümmert sich hier um die Besucher. Meine Crew, Sumeda, Chamila und Chandima, bedecken mich jeden Tag von Kopf bis Fuß in Öl und massieren was das Zeug hält. Je nach Konditions-Typ und Tagesverfassung gibt es Kopf- und Fußmassagen, Ganzkörper- und Intensivbehandlungen, Spezialmassagen, wenn es irgendwo ganz besonders zwickt, und danach ein lauwarmes Kräuterbad.

Die Krönung des Ayurveda ist der Stirnölguss, das Shirodhara. Dabei werden literweise warmes Öl auf meine Stirn geträufelt bevor es in meinen Haaren versickert. Ich wasche meine Haare für Stunden, aber das Öl ist hartnäckig. Am 4. Tag gebe ich einfach auf und mache Frieden mit dem Gedanken, dass ich für die nächste Woche eben ölige Haare und glitschige Füße haben werde. Danach wird es besser. Meine Kopfschmerzen, die ja meistens mit einer Entgiftung einhergehen, sind verschwunden und auch das Öl irritiert mich nicht mehr. Ob meine Fußsohlen gelernt haben, das Öl jetzt einfach aufzusaugen?

Nachdem ich mit den Stirnölgüssen durch bin, verbringe ich meine Nachmittage am Strand, der zur Villa Safira dazugehört. Das hauseigene Tuk-Tuk bringt mich hin und ich stapfe in den Wellen entlang. Die Strände in Sri Lanka haben eine ganz eigene, leicht raue Schönheit, die mich begeistert. Leider ist auch hier das Wetter unbeständig, sodass ich die Strandspaziergänge kurz halten muss. Stattdessen verbringe ich viel Zeit, mal mit mal ohne Akupunkturnadeln im Bauch, lesend auf meiner eigenen Terrasse.

Nach der Halbzeit darf ich umziehen und beziehe ein Zimmer im Obergeschoss. Von hier aus hat man zwar keinen direkten Poolzugang, aber ein bisschen mehr Ruhe auf der Terrasse. Nur die Leguane und Eichhörnchen, die übers Dach laufen, halten mir Gesellschaft. Im neuen Teil der Villa Safira, der hinter dem Haus angebaut wird, gibt es sogar eine kleine Affenfamilie, die mich leider in meinem neuen Domizil nicht besuchen will.

In den letzten Tagen steht ein besonderes Massageprogramm an: die Puder Massage. Dabei wird ein Kräuterpuder zu einer Paste verrieben und mit dem Öl zusammen ergibt sich eine Art Massage und Peeling in einem. Ich bin begeistert und meine Haut ist es auch. Außerdem lasse ich mich zu einem Shirolepa überreden. Während es mir körperlich gut geht, habe ich von zu Hause ein paar schwierige Nachrichten bekommen und da das Shirolepa Entspannung und Klarheit verspricht, sage ich ja zum Bananenblatthüttchen mit Kräuterpaste auf dem Kopf. Ich schlafe tief und am nächsten Tag fühle ich mich tatsächlich besser. Wie viel das Hüttchen oder die Gespräche mit meiner besten Freundin daran Anteil hatten ist mir letztendlich egal.

Am Tag vor meiner Abreise bespreche ich mein Abschiedsessen mit dem Chefkoch. Es ist Tradition, dass sich jeder Gast in der Villa Safira seine letzte Mahlzeit aussuchen darf. Dazu schmückt das Team eine große Tafel, je nach Wetterlage im Garten oder auf der Terrasse. Ich habe Glück und der Regen hat sich kurz vor meiner Abreise verabschiedet. Der Garten wird festlich mit Lichterketten in den Bäumen und Kerzen auf den Gehwegen geschmückt und wir essen an einem großen Gemeinschaftstisch. Es gibt mein Wunschmenü: die typischen Sri Lanka Egg Hoppers, würzigen Reis und Fischcurry. Als Nachtisch wird geschlemmt und es gibt kleine frittierte Bananen. Statt mit Wein stoßen wir ein letztes Mal mit warmen Wasser an, es wird immerhin auch der Ayurvedische Champagner genannt und ist somit durchaus ein würdiges Getränk!

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Annika Ziehen

Annika Ziehen ist Bloggerin, Buchautorin und Taucherin aus Leidenschaft. Auf ihrem Blog midnightblueelephant.com schreibt sie über ihre Solo-Reisen, ihre Begegnungen unter Wasser und die besten Restaurants und Straßenstände der Welt.