24.04.2019Teilen

Faszinierende Eindrücke in Indien, Bhutan, Tibet und Nepal – Reisebericht

Rundreise Indien

Nachdem ich die sportlich-logistischen Herausforderungen der Anreise gemeistert habe, bin ich voll neugieriger Erwartung darauf, was mich in Amritsar, der ersten Station meiner Reise erwartet. Zunächst eine lange Fahrt über staubige, löchrige Straßen durch das wenig ansehnliche Stadtgebiet der Sikh-Metropole. Doch dann, nachdem ich mich meiner Socken und Tasche entledigt, eine Kopfbedeckung ausgeliehen habe und das Haupteingangstor zum Tempelbereich, dem obersten Heiligtum der Sikh durchschreite, bin ich sprachlos. Wow! Das erste Wort, das mir in den Sinn kommt. Der Anblick des Goldenen Tempels inmitten eines silbrig schimmernden Sees, umgeben von einem blendend weißen Gebäudecarrée und der nicht endend wollende Strom farbenfroh gekleideter Pilger ist magisch – das erste von vielen Highlights meiner Reise.

Noch ein wenig benommen von der einzigartigen Atmosphäre, setzen wir bald unsere Fahrt fort und erreichen in immer steiler werdenden Kehren vor grandiosem Panorama schließlich Dharamsala bzw. McLeod Ganj am Fuße des Himalayas. Hier, wo der Dalai Lama und tausende Tibeter eine neue Heimat gefunden haben, wird die heitere und friedvolle Kultur Tibets hautnah erlebbar.

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Der Empfang im familiengeführten Gästehaus durch Ashok und seine Familie ist warm und herzlich, ganz anders als die eisigen Temperaturen. So ist es auch Ashok selbst, der mir mit Begeisterung die Vielfalt und besondere Schönheit seiner Heimat zeigt. Schade nur, dass wir keine Zeit haben, die fantastische Natur der umliegenden Bergwelt auf einer Trekkingtour zu erkunden – viele tolle Wege starten quasi direkt vor Ashoks Haustür. Wir besuchen das Norbulingka-Institut mit seinen kunsthandwerklichen Ausbildungsstätten, das Behindertenprojekt Nying Thob Ling und auch das wunderschön gelegene Tushita Meditation Centre. Der Besuch des Tsuglagkhang-Tempelkomplex im Zentrum von McLeod Ganj ist besonders, da angesichts des bevorstehenden tibetischen Neujahrsfestes unzählige rotgewandete Mönche und Nonnen am Boden sitzend über viele Stunden ihre Gebete und Mantras sprechen bzw. singen – eine Art tiefer Brummgesang, der mich bewegt und noch nachklingt als wir uns auf den kurzen Pilgerweg begeben, der das Kloster umrundet. Wunderschön die bunten im Wind flatternden Gebetsfahren, die unzähligen Gebetsmühlen, die wir im Vorbeigehen drehen, die meditative Ruhe und nicht zuletzt der herrliche Sonnenschein, der plötzlich unseren Weg begleitet.

Mein nächstes Etappenziel erreiche ich per Bahn. In einem sog. "Chair Car", der den IC-Großraumwagen in Deutschland ähnelt, reise ich entspannt und in netter Gesellschaft von Delhi nach Haridwar und weiter nach Rishikesh, dem „Yoga Capital of the World“. Mein Hotel bietet einen schönen Blick auf den heiligen Fluss Ganges, dessen Name allein allerlei fremdartige Bilder in meinem Kopf heraufbeschwört. Ich besuche die allabendlich zum Sonnenuntergang stattfindende Aarti-Zeremonie am Triveni Ghat und bin durch Gabe einer kleinen Spende unversehens selbst Teil der Zeremonie, wobei ich zum Glück nur den Anweisungen des Zeremonienmeisters folgen muss – macht total Spaß, unbedingt ausprobieren!

Bei der Weiterreise nach Varanasi kommt es zu einem kleinen Schreckmoment, da wir kurz vor der Abfahrt feststellen müssen, dass der für mich gebuchte Nachtzug komplett storniert wurde. Dank der Unterstützung durch meine Kollegen zu Hause und die Partner vor Ort wird diese Herausforderung aber schnell gemeistert und ein Flug für mich gebucht. Varanasi ist spektakulär! Die Seele Indiens wie es oft heißt, für Hindus die heiligste unter allen Städten, Spiegel der einzigartigen Vielfalt und Widersprüchlichkeit indischen Lebens und so vieles mehr. Seit Jahrtausenden strömen Heerscharen von Pilgern in diese uralte Stadt am Ganges, um beim morgendlichen Bad von ihren Sünden reingewaschen zu werden oder um ihre Toten an den Ghats entlang des Flussufers verbrennen zu lassen. Ein Ort unvergleichlicher Spiritualität, der meiner Beschreibung nicht gerecht werden kann – machen Sie sich selbst ein Bild! Und wenn Sie dann nach dem Besuch der abendlichen Aarti Zeremonie noch den Klang des hypnotisierenden Glockenspiels in den Ohren haben, nehmen Sie sich eine Fahrradrikscha zurück zum Hotel, lassen sich eine leichte Brise um die Nase wehen und genießen Sie die entspannte Fahrt durch das bunte Getümmel in den Straßen und Gassen.

Im Gegensatz zum Trubel in Varanasi, empfinde ich die meditative Ruhe und entspannte Gelassenheit in Bodghaya, dem wichtigsten buddhistischen Pilgerort Indiens umso ergreifender. Ich folge dem Lebensweg des Prinzensohns Siddharta Gautama bis hin zum heiligen Bodhi Baum auf dem Gelände des Mahabodhi-Tempels, einem Ableger des Bodhi Baumes unter dem Siddharta saß als er die vollkommene Einsicht in das Gesetz des Lebens erlangte und zum Buddha wurde. Ein faszinierender Ort, der bei einem Spaziergang zum Sonnenuntergang einen besonderen Zauber entfaltet.

Rundreise Nepal

Ich verlasse Indien und reise weiter nach Kathmandu in Nepal, wo ich sehr herzlich von unseren Partnern Rajh und Bharat in Empfang genommen werde. Auf dem Programm steht zunächst der Besuch der Tempelanlage Swajambhu (oder Swayambhunath), eines der bedeutendsten Heiligtümer Nepals. Der uralte Stupa thront weithin sichtbar auf einem Hügel und eröffnet einen faszinierenden Blick auf das weite Kathmandu-Tal. Die besondere Atmosphäre um den großen weißen „Stupa mit den Augen“ in Bodnath, dem heiligen Herz der tibetisch-buddhistischen Gemeinde, genieße ich bei einem  leckeren „Ginger-Honey-Lemon Tea“ auf der Terrasse im dritten Stock eines kleinen Cafés, direkt am Stupa-Platz, die allgegenwärtigen, kraftvollen Augen der Stupa direkt auf Augenhöhe. Übernachtet man in einem der umliegenden Klöster, sollte man sich unbedingt am frühen Morgen oder während der Abenddämmerung unter die Gläubigen mischen, die singend und betend ihre „kora“ verrichten, indem sie den Stupa umwandeln und sich, umflattert von Hunderten von Tauben, immer wieder zu Boden werfen.

Rundreise Bhutan

Die Reise führt mich weiter nach Bhutan, das mich durch die tiefe Religiosität, aber insbesondere die Herzlichkeit seiner Menschen nachhaltig beeindruckt. In nur zwei Tagen werden Tshering und Tandin von unserer Agentur vor Ort zu Freunden. Unser gemeinsamer Aufstieg zum berühmten Tiger’s Nest, das spektakulär an einer steil abfallenden Felswand hoch über dem Paro Tal klebt, wird mir unvergessen bleiben und das nicht nur aufgrund der ungewöhnlichen Wetterverhältnisse, von denen sogar Tshering so begeistert war, dass er Unmengen an Fotos geschossen hat. In einer tief verschneiten und nebelverhangenen Winterlandschaft erhaschen wird nur ab und an einen Blick auf das Kloster, wodurch die einmalige Architektur und spirituelle Kraft des Ortes umso geheimnisvoller auf mich wirken. Im uralten Kychu Lhakhang Kloster, einem der bedeutendsten Tempel Bhutans, wird uns die besondere Ehre zuteil, einen Blick in eine üblicherweise verschlossene Kammer zu werfen (Tshering's zahlreichen Kontakten sei Dank), welche eine Statue von Guru Rinpoche beherbergt. Der Abschied ist ein Versprechen auf Wiederkehr.

Auroville in Südinidien

Noch einmal führt mich die Reise zurück nach Indien, nach Auroville in Südindien. Auroville ist ein „Kind“ von Mira Alfassa, der engsten Beraterin des Ashram-Gründers Sri Aurobindo, ein beeindruckendes Projekt, beruhend auf der Vision des gleichberechtigten, harmonischen Zusammenlebens von Menschen, egal welchen Geschlechts, Alters, Glaubens und welcher Nationalität in einem urbanen Gemeinwesen. Dank der engagierten und kenntnisreichen Führung durch Lisa Thole bin ich nach anfänglicher Skepsis schnell fasziniert von der Vielfältigkeit, der Kreativität, dem ökologischen Bewusstsein und sozialem Engagement, welche die Basis aller Aktivitäten und Projekte in Auroville zu sein scheinen. Ein wirklich spannendes und inspirierendes Experiment, das begeistert und mich noch lange nach meiner Rückkehr beschäftigt.

 

Davon und auch von allen anderen Erlebnissen meiner Reise erzähle ich Ihnen gerne mehr!

Ihre

Anja Hoffmann

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

NEUE WEGE Mitarbeiterin Anja Hoffmann