20.05.2017Teilen

Interview mit Yogalehrerin Anne Nowak

Mit einem Yogabuch hat der Weg in die Welt des Yoga begonnen. Was sie im Laufe der Jahre noch alles erlebt hat und welche Yogalehrer sie berührt haben, erzählt Anne Nowak in einem Interview mit NEUE WEGE.

Liebe Anne,
s
eit wann übst du Yoga und wie bist du zum Yoga gekommen?

Mit 15 bekam ich mein erstes Yogabuch in die Hand und war sofort fasziniert von der Vielfalt an Übungen, die ich spielerisch ausprobiert habe. Das war 1979! Eine Yogaschule oder Yogalehrerin gab es zu der Zeit bei uns auf dem Land noch nicht. Heute ist mir bewusster, warum ich mich zum Yoga hingezogen fühlte. Es war - und ist immer noch - die Sehnsucht nach innerer Freiheit und dem Wunsch mich gefestigt zu fühlen für die Turbulenzen des Alltags.

Einige Jahre später, als ich zum Studium nach Hamburg kam, lernte ich meine erste Yogalehrerin kennen. Zuerst in einer kleinen Gruppe, später für einige Jahre in Einzelarbeit, wurde Ursula Turban meine yogische Begleiterin. Mir wurde mehr und mehr bewusst, dass die Asanas dazu dienen, mein inneres Wesen zu erkunden, mit allen Themen die erscheinen, meine Stärken, meine Schwächen und mein Umgang damit. Die wunderbare Erkenntnis ist, dass alles was wir brauchen, um im Einklang mit uns selbst zu sein, bereits in uns angelegt ist.

Neben der persönlichen Entwicklung, die durch die Yogapraxis begleitet wurde, half mir Yoga auch mit einer körperlichen Einschränkung besser umzugehen. Mit 20 wurde bei einer Ohr-OP mein rechter Gesichtsnerv durchtrennt. Die Auswirkungen sind bis heute auf der gesamten rechten Körperhälfte spürbar. Yoga hilft mir diese Dysbalance besser auszugleichen und gab mir besonders in den ersten Jahren psychologischen Halt.

Heute, fast 40 Jahre nach meinem ersten Kontakt, gehört Yoga ganz natürlich zu meinem Alltag dazu.

Und wie kam es, dass du dich entschieden hast, Yogalehrerin zu werden?

Nachdem die Einzel-Yogapraxis beendet war, ging ich auf die Suche nach einer Yogaschule, die neben der körperlichen Praxis auch Konzentration und Verinnerlichung im Fokus behält. Im Jahr 2000 habe ich in der Integralen Yogaschule in Hamburg meinen Platz gefunden und 2004 dort die BDY-Yogaausbildung begonnen. In der Zeit war ich beruflich sehr stark gefordert und hatte kaum noch Zeit für private Dinge. Ich wusste, ich brauche dringend einen Ausgleich, um gesundheitlich und psychisch im Lot zu bleiben. Die Ausbildung wollte ich mir als persönliches „Studium“ schenken, um tiefer in die Yogaphilosophie einzusteigen. Bereits im zweiten Ausbildungsjahr bin ich als Vertretungslehrerin eingesprungen und von da an war klar, wie viel Freude mir das Unterrichten macht.

Gibt es etwas, das du an Yoga besonders schätzen gelernt hast und wie würdest du deinen Yoga-Stil beschreiben?

Es ist diese unerschöpfliche Fülle, die Yoga auf der Reise zu sich selbst bietet und die mich immer noch fasziniert. In den letzten 30 Jahren hat sich meine eigene Yogapraxis natürlich verändert. Die spielerische, kreative Seite ist immer noch da. Heute jedoch mit einer klareren, inneren Ausrichtung, die die Teilnehmer in die eigene Beobachtung und Konzentration führen soll. Wir flitzen den ganzen Tag draußen herum, sind nach außen orientiert. Yoga sagt, mach mal das Gegenteil als Erfahrung – schau in dich hinein. Meine Stunden richte ich am liebsten nach Themen aus. Das kann beispielsweise: „In die Kraft und Präsenz kommen“, „Ahimsa – der friedvolle Umgang mit sich selbst“ oder der Fokus auf „Schultern und Nacken“ sein.

Hast du einen Yogalehrenden, der dich besonders inspiriert hat?

Ursula Turban, die heute leider nicht mehr unterrichtet, ist ganz sicher meine prägende Lehrerin. Sie hatte eine enge Verbindung zu Yesudian in der Schweiz und ließ Einflüsse von Aurobindo und Iyengar in ihren sehr eigenen, intensiven Yogastil einfließen. Ortwin Schulz, der die Integrale Yogaschule leitet, ist ebenso ein Lehrer, der mich inspiriert. Sein Unterrichtsstil ist sehr klar und konzentriert und von Yogabewusstsein durchdrungen. Ich bin sehr froh, bei ihm Schülerin sein zu dürfen. Und die Beschäftigung mit Yogaphilosophie gehört unbedingt für mich dazu.

Im Juni begleitest du deine erste Reise mit NEUE WEGE nach Rügen ins Hotel meerSinn. Wem empfiehlst du diese Reise besonders?

Die Reise ist für jede Frau, jeden Mann die/der sich auf eine schöne Woche an der Ostsee freut, und sich mit netten Mitreisenden auf neue Yogaerfahrungen einlassen möchte. Das Thema „Kraft der Elemente“ passt sehr gut zu Rügen – denn dort sind die Elemente besonders spürbar in Form von Wind, Sonne, Meer, Strand und Felsen. Ich freue mich sehr darauf, mit meinen Mitreisenden die Qualitäten der Elemente durch Yoga- und Atemübungen auch in uns erfahrbar zu machen.

Als Reisegast bin ich selbst 2x mit NEUE WEGE unterwegs gewesen und finde, die Mischung macht´s! In den Yogaeinheiten können wir etwas für Körper und Geist tun und die übrige Zeit nur das, wozu jeder Lust hat und was einem gut tut: Die Insel erkunden, die Seele baumeln lassen, schöne Gespräche führen und heitere Stunden zusammen erleben. Wenn wir dann alle fröhlich und gestärkt in unseren Alltag zurückkehren – wunderbar!

Hast du eine Übung oder eine Yoga-Weisheit, die du unseren Blog Lesern mitgeben möchtest?

„All life is yoga“ – das ist das Motto der Integralen Yogaschule in Hamburg. Yoga hört nicht auf der Übungsmatte auf, sondern wirkt in uns weiter. Yoga kann uns dabei unterstützen, uns selbst liebevoller zu betrachten und damit auch einen bewussteren und friedvolleren Umgang mit unseren Mitmenschen und unserer Umwelt zu gestalten.

Vielen Dank für dieses ehrliche und schöne Interview!

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Anne Nowak