28.02.2023Teilen

Interview mit Yogalehrerin Janina Kapitza

Liebe Janina,

NW: Was hat Dich dazu motiviert mit Yoga anzufangen und es zu lehren? Wie sah Deine Yoga Reise seitdem aus?

JK: Ich habe Yoga (wie so viele) in der dunkelsten Zeit meines Lebens als Selbstpraxis entdeckt. Es war die einzige Stunde in der Woche, wo ich mal bei mir sein und alle Probleme vergessen konnte. Spirituelle Chanellings haben mir schon weit vorher das Erlernen der Yogapraxis nahegelegt, jedoch lag damals mein Fokus eher auf meinem dynamischen tänzerischen Weiterkommen.  

Ich war viel auf Reisen und habe Yoga in der Selbstpraxis an verschiedenen Orten der Welt kennen und lieben gelernt, z.B. Bali, Australien, UK, Türkei etc. und wollte erst nur für mich das Intensivtraining 4 Wochen auf Bali machen. Entschied mich aus finanziellen Gründen dagegen. Jahre später durfte ich dann 2018 neben meinem Hauptjob die 200h Ausbildung im Balance Yoga Studio in Frankfurt machen, erstmal auch nur für mich zur Intensivierung meiner eigenen Praxis. 2019 machte ich mich selbstständig, gründete Jadeom Yoga & Journeys, um meine Tourismuskarriere mit meiner Leidenschaft für Yoga zu verbinden. Der Fokus war auf der Organisation von Yogareisen, weniger meiner eigenen, als vielmehr für andere LehrerInnen, eher à la „Neue Wege“. Die Pandemie brachte mich dann tatsächlich zum regelmäßigen Unterrichten von Online Yoga. Und heute sind wir hier endlich kurz vor dem ersten Retreat.

NW: Wie würdest Du Deinen Yoga Stil beschreiben?

JK: Bhakti, das Yoga der Liebe und der Hingabe. Ich möchte ein Wegweiser sein, der quasi „ das Licht anmacht“ und nur das Beste aus meinen SchülerInnen herausholt, um ihr inneres Licht von innen nach außen erstrahlen zu lassen. Mir ist es ein Anliegen, dass die SchülerInnen sich voller Hingabe in allen Facetten wahr- und annehmen lernen. Alles darf sein. Schattenthemen werden teilweise provoziert, um die rosarote Theorie in die nüchterne Praxis umzusetzen. Mir ist Selbstermächtigung und eine sanfte, dabei beständige Praxis sehr sehr wichtig, also dabei ohne Dogma zu unterrichten, sondern all Levels Klassen, bei denen sich jede/r das Passende aussuchen kann. Ich unterrichte Yoga über die klassische Asana Praxis hinaus. Ihre Philosophie und der ganzheitliche 8-pfadrige-Yogaweg des Patanjali zeichnen meinen Unterricht aus. Ich möchte die SchülerInnen vorbereitet in die Welt entlassen, denn die Matte dient „nur“ als Generalprobe für das echte Leben.

NW: Warum hast Du Dich entschieden mehrere Yoga Stile zu unterrichten?

JK: Ganz einfach: um mehr Menschen erreichen zu können J Mir ist es sehr wichtig, den individuellen Menschen zu sehen. Jede/r hat unterschiedliche Bedürfnisse, die ich mit verschiedenen Stilen abdecken kann. Ich liebe die Abwechslung und am liebsten würde ich manchmal die ganze Welt „retten“ J Ein feuriger Pitta Mensch braucht z.B. ein bisschen mehr Abkühlung, obwohl er sicherlich das heiße Vinyasa möchte – es ist schön aus einem breiten Portfolio schöpfen zu können, um den kunterbunten Individuen gerecht werden zu können.

NW: Was bedeutet Yoga im Allgemeinen und Deine jeweiligen Stile im Speziellen für Dich?

JK: Yoga ist für mich die Einheit von Körper, Geist und Seele, dreifaltige Präsenz im Hier und Jetzt. Während es den Körper geschmeidig ablenkt, damit der Monkey Mind zur Ruhe kommt und die Seele wieder tanzen kann.

Ich liebe Yin & Yang Yoga, weil es die Dynamik und Statik des Lebens illustriert und die einzige Konstante, den Wandel, repräsentiert. Unser Ziel ist es, hier die Balance zu finden. Denn alles hat seine Daseinsberechtigung. Wir dürfen lediglich das richtige Maß der Dinge für uns finden.

Yin Yoga nutze ich, um Blockaden zu erkennen und aufzulösen. Vinyasa stärkt mich und lässt mich ebenso wie Hatha Flow in den Fluss des Lebens kommen, z.B. an etwas lethargischeren Tagen. Jeden Stil nutze ich individuell, um Ausgleich im gegenwärtigen Moment zu finden.

NW: Was bedeutet Meditation für dich?

JK: Ich meditiere seit ich ca. 9 Jahre alt bin und hatte das Glück, dass meine Mama mich schon sehr früh auf die spirituelle Reise mitgenommen hat. Die Meditation ist mir also deutlich vertrauter, als die – nennen wir es: „physische Yoga-Asana-Praxis“. Ich trenne beides jedoch nicht, denn die Asana-Praxis ist für mich die bewegte Meditation.

Die Innenschau. Während das Gebet für mich das Gespräch mit Gott, einer höheren Macht oder wie es sonst genannt werden mag, darstellt, bedeutet die Meditation vor allem das Zuhören und nach Innenhören. Yoga(asana) ist also die beste Voraussetzung, den Körper geschmeidig und ruhig zu halten für die stille Meditation.

NW: Wer aus der Yogaszene bzw. welcher Yoga Lehrende hat Dich besonders inspiriert?

JK: Zuallererst geht mein Dank an meine sehr geschätzte Ausbilderin Ilana Begovic, von der ich sehr viel lernen durfte. Ihre vermeintlich kühle Strenge & Disziplin zeigte mir meine eigenen Muster mir selbst gegenüber auf. Doch am Ende überraschte sie mich mit sehr viel Weiche und Herz, absoluter Loyalität und Verlässlichkeit; meine Kernwerte.

Bryan Kest überzeugte mich nach persönlichem Kennenlernen bei seiner Masterclass in Frankfurt. Seine Yoga Philosophie und Definition von Power Yoga als „selbstermächtigendes Work-IN“ statt „power Workout“ faszinierten mich, sodass ich mich von ihm während Covid im Online TT hatte weiterbilden lassen. Unser Wiedersehen durften wir dann endlich 2022 in der Türkei auf seinem Retreat feiern, eine Wahnsinnswoche!

Meine Freundin Kate (auch sie ist inspiriert von Bryan Kest´s Power Yoga), die mich erstmals zum Yoga „mitgeschleppt“ hat.

Und kürzlich Master Sri, der mich durch sein Yoga for manifestation sehr inspiriert.

NW: Wie ist das Zusammenspiel zwischen Traumatherapie, Coaching und Yoga?

JK: Ich habe in meinen Yogastunden immer wieder die Frage gestellt bekommen, ob ich auch im traumasensiblen Yoga ausgebildet bin, da meine empatische Art und sensibler Unterrichts-Stil dies wohl rein instinktiv verkörpert. Die Bestätigung kam dann in einem Weiterbildungsmodul, wo die Ausbilderin viele Techniken zeigte, die ich bereits intuitiv anwandte. Also entschied ich, diesen Weg näher zu bewandern. In diesem Sommer darf ich dann die vollständige Ausbildung Traumasensibles Yoga ablegen. Meine eigene Erfahrung hat mir durch den Ausbruch eigener Traumata auf körperlicher Ebene gezeigt, dass wir alle irgendwie traumatisiert sind. Wenn die Zeit reif ist, zeigen sie sich oft plötzlich, ob emotional oder auf körperlicher Ebene und bitten förmlich darum, aufgelöst zu werden. Yoga ist für mich persönlich die Basis, um die Traumata anzuschauen. Schicht um Schicht darf die Kruste aufbrechen, wie der Krokus durch das Eis bricht. Und dies geht am besten mit einem guten Coach, der auch auf Glatteis den Überblick behält. Gerne möchte ich dieser Coach für meine Schüler sein.

NW: Wie ist das Zusammenspiel zwischen Tanz und Yoga?

JK: Ich tanze seit meinen Teeniejahren, etwa seit ich 12 Jahre alt bin. Als ganz kleines Mädchen lernte ich Ballett, Gymnastik, war im Turnverein. Der Paartanz hatte es mir dann „angetan“ und ich blieb ihm treu. Vor allem Salsa und Kizomba sind meine Leidenschaft. Die Tanzflächen weltweit waren auf all meinen mitunter (Dienst-) Reisen mein Zuhause. Je tiefer ich jedoch ins Yoga eintauchte, umso mehr erfuhr ich um die Gegensätzlichkeit beider „Hobbies“. Tanzen all night long, Yoga am besten vor Sonnenaufgang, totales – wie wir in der Tanzsprache sagen würden: contratiempo. Das Tanzen gibt einen bestimmten Takt vor, es fordert, wohingegen Yoga aufruft, dem eigenen Rhythmus zu folgen. Herausfordernd, so viel Unterschiedlichkeit unter einen Hut zu bringen. Beim Tanzen geht es sehr viel darum, wie es aussieht, viel Eitelkeit, Ego und Oberflächlichkeit sind im Spiel, gerade beim Showtanz oder auf den großen Tanzfestivals. Es gibt Konkurrenz, die äußere Erscheinung, das „Können, Leistung“. Viele Yang-Themen also. Oft gibt es ein Ungleichgewicht der Geschlechter, so dass die (meist weit in der Überzahl anwesenden) Frauen viel am Rand stehen und auf den nächsten freien Tanzpartner warten. Ich habe oft beobachtet, wie die TänzerInnen sich selbst und ihrer Werte untreu werden, innerlich völlig  von sich weg gehen, um diese eine äußere „Connection“ mit dem/r PartnerIn zu erlangen, um zu gefallen. Sowohl ihm/ihr, als auch dem Publikum. Dabei zerbricht oft die Verbindung zu sich selbst, die dann im PartnerIn gesucht wird. Was dabei rauskommt, brauche ich wohl kaum ausführen… Der perfekte Teufelskreis schließt sich….

Yoga ist für mich wie das Tanzen mit mir selbst. Ich brauche keinen Partner, der mich führt, oder lenkt, oder auf den ich am Rand warten darf. Sondern es erlaubt mir, jederzeit mich selbst wieder zu connecten, denn alle Antworten liegen in Wahrheit in uns. Und erst DANN wird auch die connection mit allem anderen schön und heilsam. Die Idee zum Yoga für Tänzer Retreat manifestierte sich tatsächlich nach dem Retreat mit Bryan in der Türkei im letzten Jahr. Ich selbst reiste direkt von einem großen Tanzfestival aus Kroatien an und war somit das „Versuchskaninchen“. Der Körper ist nach 2 Wochen Durchtanzen sehr gerädert und ausgepowert, darf dann durch das Yoga wieder neue Kraft tanken. Das Tanzen ist meist sehr expressiv und kann oberflächlich sein. Yoga ist eine Innenschau und beides kombiniert gleicht sich aus. Um die Balance wieder zu erlangen. Und haben beide eins gemeinsam: die „musicality“. Den Ruf, der Freude Ausdruck zu verleihen. Sie folgen einem inneren Kompass, der Intuition. Genau diese möchte ich den SchülerInnen (wieder) nahebringen.

NW: Was planst Du mit den Reiseteilnehmenden zu machen? Was können sie erwarten?

JK: Wir werden die Tage mit einem Silent-Walk in der Natur starten. Hierbei dürfen die TeilnehmerInnen das Einswerden von Innen nach Außen, mit allem was ist, erspüren. Und natürlich die Schönheit der Kvaner Bucht und das Ethno Hotels wertschätzen J Den Tag in Ruhe beginnen lassen. Eine speziell für den Tanzkörper ausgearbeitete Yin-Yang Flow-Asanapraxis wird die Woche im Kern ausfüllen. Auch werde ich sie in die Praxis der Dankbarkeit einführen, um innere Zweifel loszulassen und mit reinem Herzen den Herzensprojekten, wie u.a. dem Tanzen auf körperlicher, geistiger und seelischer Ebene folgen zu können. Ein reichhaltiges Frühstück voller mediterraner Köstlichkeiten erwartet die Teilnehmer nach der Morgen-Yoga-Einheit. Genug freie Zeit zur eigenen Entfaltung wird es am Nachmittag geben, bevor wir den Tag mit Yin Yoga & Meditation und leckerem Abendessen abschließen.

NW: Wem würdest Du Deine Reise mit NEUE WEGE besonders empfehlen?

JK: Allen TänzerInnen und körperlich bewussten Nicht-TänzerInnen, die ihre innere und äußere Connection in Balance bringen, dabei ihre (spirituelle) Yogapraxis vertiefen und die Verbindung zu sich selbst intensivieren möchten. Es ist aufgrund der Location und Datum nach einem großen alljährlich im Juni stattfindenden Tanzfestival in Rovinj/Opatja Kroatien für Tänzer bestens geeignet, die sich einfach entspannen und ihren Körper wieder zur Ruhe bringen möchten. Quasi eine spirituelle „Verlängerungswoche“ des Tanzfestivals und der ideale Ausklang dieses. Das Tanzen ist jedoch keine Voraussetzung, um an diesem Retreat teilzunehmen und auch Nicht-TänzerInnen sind mehr als willkommen!

NW: Hast Du eine Übung oder eine Yoga-Weisheit, die Du unseren Blog-LeserInnen mitgeben möchtest?

JK: Sei jeden Tag aufs Neue dankbar für all die Geschenke, die das Leben dir macht! Ich halte meine GeDANKEn täglich seit vielen Jahren in meinen Dankbarkeits-Tagebüchern fest. Es gibt mittlerweile ein ganzes Bücherregal voll und mein eigenes „corporate designtes“ habe ich sogar in Arbeit. Es sollte bis zum Start unserer Yoga Reise nach Kroatien fertig sein. Das Dankbarkeitstagebuch hilft, im Hier und Jetzt zu sein und den Fokus bewusst zu lenken.

„Gestern ist Geschichte, das Morgen ungewiss, das Jetzt ein Geschenk.“ (Kung Fu Panda)
 

zum Profil und Reisen von Janina Kapitza
 

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

NEUE WEGE Yogalehrerin Janina Kapitza


Kommentare


Dragan D. schrieb am 09.06.23 um 13:27 Uhr:

Die Beste !