23.06.2022Teilen

Kundenreisebericht Nepal: Faszinierendes, abgelegenes Dolpo

Diese Reise hatte ich für 2021 gebucht. Auf Grund des großen „C´s“ fiel die Reise aus. Neustart für 2022. Anruf von Roman Müller „Ihr seid zu wenige. Fliegt ihr auch ohne mich?“ Für mich und meine Mitreisende war die klare Antwort „Ja“.

NeueWege hat dann alles übernommen. Vorerst mit Wartezeit, es sollten 7 Teilnehmende werden. (Klar! Aus Kostengründen). So haben wir gewartet, es wurden drei Frauen, wieder wir zwei, da Corona wieder mal ins Spiel kam. NeueWege gab grünes Licht, die Reise kam ins Rollen.

Vielen Dank an NeueWege und an Herrn Keller, der uns den Weg dafür ebnete. Uns mit Rat und Tat im Vorfeld zur Seite stand. Egal was auch immer es war, unsere Fragen wurden beantwortet.

 

So gings los.

16 KG-Rucksack auf dem Rücken, 7 KG vorne, die dicken Wanderschuhe an den Füßen. Meine Mitreisende traf ich in Frankfurt auf dem Flughafen. Unsere Gesichter kannten wir schon, wir zwei hatten einen guten vorangegangenen Austausch.

In Kathmandu wurden wir bei schönstem Sonnenschein auf das Herzlichste, mit Blumengirlanden, von Nepal Himalya Eco Treks, empfangen. In unser Hotel mit dem schönen Garten habe ich mich gleich verliebt. Es war eine Ruhe-Oase mitten in dem Gewusele Kathmandus. Ein grüner, blühender Garten mit Affen, Vögeln, Pampelmusen, Buddha- und Götterstatuen. Wunderbar zum Verweilen.

Für unsere Entdeckertouren in Kathmandu hatten wir einen wunderbaren Stadtführer. Mit viel Humor und Fachwissen hat Krishna uns die Heiligtümer erklärt, gewürzt mit wundervollen Götterstorries. Auch die kulinarische Seite kam mit Krishna niemals zu kurz. Ich durfte die leckere, erfrischende Minzbrause probieren.

In Kathmandu durften wir auch schon unseren Trekking Guide Suresh kennenlernen, der uns zu den Abendessen begleitete. Auch in ihm hatten wir einen sehr kompetenten und humorvollen Begleiter.

 

Auf los gings los - in die Berge.

Nach Nepalgunj in einem Flieger mit 60 Reisenden. Hier traf uns die Schwüle, wum, wie ein Hitzevorhang. In unserem Hotel konnten wir uns gut abkühlen. Früh ins Bett, früh raus, 16 Reisende mit einer Stewardess und zwei Piloten, hoch hinaus nach Juphal. Hier trafen wir auf Jeeten, der mit dem Bus aus Kathmandu angereist war als 2. Guide, auf Bom und Santoh unsere beiden Träger und auf Chandra unseren horseman. Vier Mulis und ein Pferd waren mit von der Partie. Umpacken und los ging´s, bergab, im Tal entlang nach Dunai.

Hitze! Sonnenhut, Sonnencreme und Wasser.

In Dunai bekamen wir zwei Frauen ein Zimmer mit Bad und wurden von Ama und ihrem Sohn gut bekocht. Suresh ging mit der Crew Lebensmittel einkaufen. Am nächsten Tag ging´s weiter am Fluss Thuli Bhari nach Tarakot. Ab hier war Zelten angesagt. Unser Zuhause für die kommenden 15 Tage, ein Zweipersonen Zelt.

Gute Idee! Für jede Partnervermittlung. Ab in ein Zweierzelt mit dem gesamten Gepäck. Bei Hitze, Regen, Schnee und Kälte! Sehr effektiv um den anderen und sich selber besser kennen zu lernen! Hier schon mal vorab: Wir haben das gut gemeistert! Jippi!

Lustig! Hier wie auch an dem einen und anderen Platz waren die Wasserleitungen. Da lag ein Schlauch……mal führte er auch in die Dusche. Pech, wenn man gerade eingeseift war ….und der Schlauch wurde einfach an der Schlauchkreuzug auseinander genommen und in die provisorische Küche geleitet. Ansonsten gab es hier, wie auch an der einen und anderen Campingstelle eine für alle gedachte Wasser-wasch-Zahnputzstelle. Ist schon lustig wie der halbe Campingplatz oder die Einwohner eines kleinen Örtchens um die eine Wasserstelle herumstehen und sich die Zähne putzen! Hier in Tarakot hatten sich auch andere Trecker niedergelassen. Eine Gruppe herum um Albert Gruber aus Brixen, Südtirol. Diese Gruppe war auf dem Rückweg. Albert leitet Hilfsprojekte, auch hier in Nepal. Von Obstbäumen pflanzen bis zur Verteilung von Arztgeräten.

Tschüss hieß es am frühen Morgen, es ging weiter nach Lahini. Langer Weg bei Hitze und Wind.

 

Und weiter mit dem Pferd

Zur Mittagszeit kochten uns unsere Jungs ein leckeres Essen. Und ich? Bei mir war Schicht im Schacht. Durchfall. Na super. Und der begleitete mich ab jetzt für 12 Tage. Nix mit Essen. Im Schatten liegen und Schwarztee trinken. Gehen war nicht mehr. Zitter, zitter. Und nun? Ich habe das mit Suresh besprochen und die Lösung war, reiten.

Jut. Das war meine einzige Option weiter zu kommen. Nur gut, dass ich vor gaaanz vielen Jahren mal geritten bin und wusste wie ich mich zu verhalten hatte. Und meine Gelenkigkeit hat mir auch geholfen. Ich bin Yogalehrerin. Also, rauf auf´s Pferd.

So ging´s für mich weiter. Nix essen, nur Tee, ein paar salzige Kekse, ne Brühe. Meine Mitreisende blieb von alle dem verschont. Fit wie ein Turnschuh, mit gutem Hunger und Appetit und die Jungs kochten wie in einem Sterne Restaurant. Bäh!

Ich hielt mich wacker!

In Dho Tharap hatten wir einen halben Ausruhtag und durften uns auch im Teehaus im Gemeinschaftszimmer aufhalten. Die Abende wurden kühler, die Nächte schon sehr viel kälter. So konnten wir uns im Raum mit Ofen aufwärmen. Und abends haben wir uns ab dort immer eine hotwaterbottle geben lassen.

Mich faszinierten die Gesichter der kommenden, meistens Männer. Es kamen Trekker, Händler, Dorfbewohner um sich aufzuwärmen, heißes Wasser zu trinken, eine zu rauchen und, oder, nur zum Quatschen. Die Gesichter finde ich sehr ausdrucksstark. Einige sind Tibeter. Einige von ihnen tragen einen langen Zopf, der am Ende rote Fäden eingeflochten hat und der Zopf liegt dann um den Kopf geschlungen. Diese besondere ethnische tibetische Gruppe schneidet sich nie die Haare. Am liebsten hätte ich alle Gesichter fotografiert. Ich fotografiere gerne und auch Gesichter. Das habe ich hier natürlich nicht getan.

Am nächsten Tag besuchten wir das Bön-Kloster Ship Chhok. Dieser Ort hat mich, wie auch die anderen Klöster und Tempel, sehr berührt. Überhaupt spüre ich bei den Gönpas mit den Buddha Statuen, den Wandmalereien, den Butterlampen und den Räucherstäbchen die Atmosphäre der Ruhe der Meditationen und der Lebendigkeit, was für mich kein Widerspruch ist, die Gebete und die Mantras.

Ich fühle mich an diesen Orten Daheim, Zuhause. Angekommen.

Hier und da gab es Hängebrücken. Lang, schaukelnd, hoch, weit, schmal. Und auf fast allen war es auch für die Mulis und das Pferd ok über diese Brücken zu gehen. Und manchmal eben nicht. Dann sind die Tiere alleine durch den Bach. Einmal nicht. Das Pferd hatte keine große Lust. Chandra nahm es an den Zügel, zog sich seine Schuhe aus und ging auf Socken mit dem Vierbeiner und mit mir auf dem Rücken des Pferdes durch den Bergfluss. Andere Seite – was tun? Socken nass……..Ich hatte noch ein Paar trockene FalkeWandersocken in meinem Tagesrucksack. Nun gehen diese Füßlinge in Nepal an ein Paar anderen Füßen trekken.

 

Numala Base Camp, 4450 hm about sealevel

Wir alle haben es geschafft. Auch mein Pferd und ich. Rundherum wunderschöne Blumenmatten. Niedrig geduckt an die Erde. Und: KALT, KALT, KÄLTER.

Hier sind wir 1,5 Tage zum Akklimatisieren. Ich bin voll platt, ein platter Plattfisch. Der Durchfall und das nicht essen haben mich schlapp gemacht. „Trinken, heißes Wasser, 3l am Tag und Nachts auch“ betet mir Suresh immernwieder liebevoll doch bestimmt vor. „Wenn´s Morgen nicht besser wird kommt der Heli. Oder wir kehren um“. Na, das mobilisiert meine „Ich will weiter. Und zwar mit allen. Auch über die Pässe“. Ich döse, schlafe, trinke, gehe pi…… Nachts sooo kalt, Eisgriesel, die Zelte frieren ein. Da ich oft raus muss aus der angewärmten Molle, oft wach bin, höre ich ein Schnaufen. OK. Die Mulis sind da. Sie schlecken am Eis. Next time – uiii, das Schnaufen hörte sich nach mehr an. Wars dann auch. Reißverschluss auf, Kopf raus, zwei schöne große Yaks glotzen mich an. Das Pi……war dann noch etwas schneller, kurz ums Eck.

5 Uhr - next morning. Heute die Entscheidung. Über den Pass und weiter oder zurück oder? .... Unser musikman, der Träger Santoh, schaut zum Zelt herein. Mit einer Blume in der Hand und seinem charmanten Lächeln im Gesicht. Mir geht's viel besser. Ich reite. Das Pferd schafft es mit mir auf den Numala La Pass, 5309 hm, alle anderen auch. Runter laufe ich. Es ist für das Pferd mit mir zu steil. Ich wusste es, hatte mich darauf eingestellt. Meine Aufgabe war es nun ganz bei mir zu bleiben. Egal wie schnell die anderen gehen. Mein Tempo. Nichts anderes.

So bin ich auch in den folgenden Tagen gegangen. Mal Pferd, mal Füße.

Bis hierhin, 5309 m hoch, war ich emotional recht aufgewühlt. Krank zu werden auf so einer Wunschreise - schwach und zittrig, na das war ne Sache für mich. Schwer anzunehmen.

Ich hatte eine tolle Unterstützung von meiner Mitreisenden die mir sagte "Du darfst schwach sein. Nimm das Pferd an. Das ist deine Option." Jetzt konnte ich das alles annehmen. Auch eine starke Frau darf schwach sein. Wichtig ist - Lösungen zu finden. Und das habe ich. Das haben alle aus dem Team. Gemeinsam.

Weiter durch den Schnee über den Baga La Pass, 5214 m, mit wundervollen Fotos auf denen nur strahlende Gesichter und in der Ferne die Achttausenderriesen, Dhaulagiri und Annapurna, zu sehen sind. Pure Lebensfreude! So intensiv wie die Sonnenstrahlen hier oben im Schnee. Jäh!

 

Der Rückweg

Hinunter nach Ringmogaon zum blauen noch blaueren Phoksundo See (3600m). Ausruhen, endlich ESSEN! Und wunderbaren Ausflügen zum Bon-Kloster Thasung Tsoling Gompa mit Mantren singen, meditieren, Geschichten erzählen und fotografieren.

So ging unsere Reise weiter bergab, bis wir wieder in Juphal ganz in der Nähe des Flughafens ankamen. Zweimal hatte es Nachts heftig geregnet. Und hier nun ab dem Abend auch. Dank Suresh's Weitsicht wurde unser Zelt nicht aufgebaut. Wir bekamen ein einfaches Zimmer mit Toilette, Waschbecken und zwei Betten. Diese waren hart wie Beton. Der Strom und das Wasser fielen auch sehr oft aus, doch egal. Im Zimmer wars trocken, die Zelte sind abgesoffen. Der Rückflug sollte am kommenden Morgen um 8 Uhr sein. Frühstuck 5:30. Grau, dunkel, fette Wolken, Regen. Nix Flug. Regen, kalt. Wir haben den ganzen Tag in voller Montur, Mütze und Wärmflasche unter der Zudecke im Bett verbracht. Der roomservice von Suresh und Jeeten war umwerfend fürsorglich. Zum Nachmittagstee gab es sogar für jeden von uns ein Snickers, lecker!

Juhu! Nach dem Dauerregen Klare Sicht. Wir konnten ausfliegen. Hopp, hopp, zurück nach Kathmandu. Hier durften wir die uns noch zur Verfügung stehende Zeit genießen. Mit — endlich duschen, Haare waschen, etwas appen und chillen, wunderbaren Besichtigungen, lecker Essen und wunderbaren Gesprächen.

Am Sonntag dem 29. Mai 2022 sind wir gut in Frankfurt gelandet. Zur gleichen Zeit wurde in Nepals Bergen ein Kleinflugzeug mit zwei Deutschen vermisst. Schicksal?

Ich danke NeueWege, Herrn Wolfgang Keller, Nimalay Eco Treks Kathmandu Herrn Raju Duwadi und Herrn Bharat, unserem Trekkingguide Suresh Rana Major und Jeeten, Chandra dem horseman, den Trägern Bom und Santoh, Krishna Nepal unserem Kathmandu Führer und meiner lieben Mitreisende. 

 

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Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Irene M.