25.07.2017Teilen

Yoga auf Baltrum - eine "Welt unter der Käseglocke"

Schon bei der Ankunft mit der Fähre ist zu merken, dass die Uhren auf Baltrum anders ticken als anderswo. Hier stehen keine Taxis oder Busse bereit, um die neu angekommenen Gäste einzusammeln und zu ihren Unterkünften zu bringen. Stattdessen gibt es einen großen Parkplatz – für Bollerwagen. Nachdem die neuen Gäste die Fähre verlassen, den Bollerwagen ihres Hotels bzw. ihrer Ferienwohnung gefunden und ihr Gepäck verladen hatten, machten sie sich zu Fuß auf den Weg. Dieser Tross von etwa 100 Neuankömmlingen mit ihren Bollerwagen war schon ein sehr lustiger Anblick. Ab und zu huschte auch ein Radfahrer mit Anhänger an uns vorbei. Und auch dieser Anhänger war beladen mit Koffern. Hier und da bogen die ersten Neuankömmlinge zu ihren Unterkünften in das Westdorf ab und als ich im Ostdorf ankam, war die Gruppe schon deutlich kleiner geworden.

Die Ankunft auf der Insel mit dem Spaziergang zum Naturhotel Baltrum trägt schon enorm zur Entschleunigung bei. Das Ankommen bei sich selbst setzte sich in den nächsten Stunden und Tagen fort. Auf der Insel befinden sich keine Autos und nur sehr wenige Fahrräder, so dass sich die meisten Menschen zu Fuß bewegen. Bei der Größe der Insel ist dies auch kein Problem. In wenigen Minuten ist das Westdorf vom Ostdorf aus zu erreichen und in wenigen Stunden ist die gesamte Insel erwandert, der Strand an der Nordseite, die Pferdewiesen an der Südseite, die Uferbefestigung im Westen sowie die Dünen bis zum westlichen Ende. Ach ja, Pferde und Kutschen gibt es auch. Mit den Kutschen werden die Hotels mit allen notwendigen Dingen beliefert und die Kutschen werden auch für die Müllabfuhr genutzt, was immer wieder zum Staunen der Gäste führt.

Baltrum wirkt wie eine andere Welt oder wie eine Welt unter der Käseglocke. Die entspannte Atmosphäre und die kurzen Wege auf der Insel haben sicherlich dazu beigetragen, dass die fünf Teilnehmerinnen aus Aschaffenburg, Basel, Chemnitz und Leipzig viel Ruhe und Entspannung finden konnten. Struktur hat der Tag durch die beiden Yoga-Einheiten am Morgen und am Nachmittag bekommen. Dazwischen waren je nach Wetter Spaziergänge am Strand oder windgeschützter in den Dünnen, ein Nachmittag im Strandkorb, eine Massage oder Kosmetikbehandlung oder ein Besuch des Café Kluntje angesagt. Und nach täglich vier Yogastunden und so viel frischer Nordseeluft waren die Abende recht kurz; einige von uns haben es zum Abschluss des Tages geschafft, noch einmal zum Strand zu gehen, andere sind direkt nach dem Abendessen in ihr Zimmer gegangen, um von dort aus den Blick in den Abendhimmel zu genießen.

Zeitgleich mit unserer kleinen Yogagruppe war eine Gruppe von Cartoonisten auf der Insel und mit ihren gezeichneten Witzen, die in dieser Woche entstanden sind, haben sie die Welt von da draußen unter die Käseglocke gebracht. Am Freitagabend wurde im Nationalpark-Haus die Ausstellung „Die postfaktischen Inseln“, die sich mit den kleinen und feinen Besonderheiten der Insel Baltrum, aktuellen politischen Themen und der Bedrohung des Wattenmeeres auf satirische Weise auseinander setzen, eröffnet.

Durchgepustet vom Nordseewind, das eine oder andere Mal nass geworden, mit strubbeligen Haaren und weicher Haut verließen wir nach einer Woche die kleine beschauliche Insel. Auf dem Weg zum Hafen hat uns selbstverständlich der Bollerwagen begleitet.

Ihre Astrid Rövekamp

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Astrid Rövekamp