Urlaubswoche Yoga & Kreatives Schreiben − Interview mit den Autoren
Liebe Amelie, lieber Peter,
NW: Was hat Euch dazu motiviert mit dem Schreiben anzufangen? Wie sah Eure Reise als Autoren seitdem aus?
Amelie: Ich konnte schon vor Schulbeginn lesen und habe Bücher verschlungen. Mit elf Jahren las ich das Kinderbuch „Harriet – Spionage aller Art“. Es handelt von einem Mädchen, das seine Mitmenschen genau beobachtet und alles aufschreibt, weil es später Schriftstellerin werden möchte. Als ihre Mitschülerinnen dieses Tagebuch finden, sind sie gar nicht begeistert, aber Harriet ist überzeugt, dass Schriftsteller die Wahrheit schreiben müssen, auch wenn es unbequem ist. Diese Geschichte hat mich so fasziniert, dass danach mein Berufswunsch feststand.
Peter: Ich habe auch immer schon gerne gelesen und schon in der Schule mit dem Schreiben angefangen. Da ich weder im Sport noch bei den Noten zu den Besten gehörte, musste ich auf einem anderen Gebiet etwas für mein Selbstbewusstsein tun. Zum Glück habe ich meine Begabung, mir Geschichten auszudenken, entdeckt.
NW: Wie würdet Ihr Euren Schreibstil beschreiben?
Peter: Es ist schwer, das selbst zu beurteilen. Kritiker sagen, meine Romane wären leicht und hätten trotzdem Tiefgang. Wenn es geht, versuche ich auch bei schwierigeren Themen die komischen Seiten zu entdecken. Mir liegt das Tragikomische.
Amelie: Ich schreibe erklärtermaßen Unterhaltungsliteratur, aber ich behandle immer gesellschaftlich relevante Themen. In meinem ersten Buch „Traumfrau mit Nebenwirkungen“ geht es um pränatale Diagnostik, später schreibe ich über Patchworkfamilien, Frauen in Männerberufen, über den Optimierungswahn unserer Zeit, Älterwerden und Metoo. Trotz der ernsten Themen sind meine Bücher leicht lesbar und spannend.
NW: Was bedeutet das Schreiben für Euch?
Amelie: Für mich ist das Schreiben einerseits die Erfüllung meines Kindheitstraumes, andererseits mein Beruf, den ich so professionell wie möglich betreibe. An manchen Tagen schwebe ich vor Glück, an anderen könnte ich meinen Laptop zum Fenster rauswerfen.
Peter: Ich bin sehr dankbar dafür, dass mir dieses Talent mitgegeben wurde. Mit dem Schreiben kann ich Menschen unterhalten, sie aber auch zum Nachdenken bringen. Es hat mir auch sehr geholfen, meine Persönlichkeit zu entwickeln. Es gibt wirklich keine andere Arbeit, die mir so viel Spaß macht.
NW: Welche/r AutorIn hat Euch besonders inspiriert?
Peter: Ich liebe John Irving, Philipp Roth, Jonathan Franzen, aber auch Joachim Meyerhoff.
Amelie: Alle diese Autoren mag ich auch sehr. In meiner Jugend habe ich die Bücher von J.D. Salinger geliebt und geweint, als klar war, dass er nie mehr ein neues schreiben würde. Später habe ich alles von Thomas Mann gelesen, aber auch Bücher von André Gide oder Anaïs Nin. Ich lese querbeet von Klassik über zeitgenössische Literatur bis Unterhaltung, aber auch gute Krimis.
NW: Wie unterscheidet sich Euer Schreibprozess, abhängig vom Genre Eures Buches oder der Textart (z.B. Buch vs. Drehbuch)?
Peter: Es gibt Menschen, die mehr Bauch- und solche, die mehr Kopfschreiber sind. Ich habe mir beim Drehbuchschreiben, bevor ich losgeschrieben habe, immer einen recht genauen Plan gemacht. Da ich in den letzten Jahren hauptsächlich autofiktionale Texte verfasse, vertraue ich inzwischen mehr auf meine Intuition. Wenn die eigenen Erfahrungen die Basis der Erzählung sind, fühle ich mich einfach sicherer als in hauptsächlich recherchierten oder erfundenen Welten.
Amelie: Bei mir ist der Prozess eher umgekehrt: Ich bin eine Bauchschreiberin und habe früher einfach drauflos geschrieben. Durch das viele Lesen hatte ich die Mechanik von Erzählungen so verinnerlicht, dass ich ihr einfach intuitiv gefolgt bin. Inzwischen bemühe ich mich um mehr Struktur und halte mich weitgehend an das, was wir den TeilnehmerInnen unserer Schreibkurse beibringen ;-).
NW: Amelie, wie integrierst Du Deine Erfahrungen als Autorin in Deine Arbeit als Mediatorin und Coach?
Amelie: Die Beschäftigung mit Menschen ist immer eine Bereicherung, und alle Tätigkeiten, die ich ausübe, beeinflussen und befruchten sich gegenseitig. Als ich noch Fernsehmoderatorin war, habe ich viele Anregungen für meine Bücher gefunden, heute fließt meine gesamte Lebens- und Berufserfahrung in die Coaching- und Workshoparbeit.
NW: Peter, wie haben Deine Erfahrungen beim Fernsehen Deine Arbeit als Buchautor beeinflusst?
Peter: Meine Arbeit als Autor von Fernsehspielen und beim Tatort hat mir sehr geholfen, mein dramaturgisches Verständnis zu entwickeln. Das gebe ich als Dozent an Filmhochschulen auch unheimlich gern weiter. Außerdem zwingt einen die kompakte Form bei einem Drehbuch, die Dinge auf den Punkt zu bringen.
NW: Inwiefern beeinfluss Yoga den Schreib-Prozess?
Amelie: Aus meiner Erfahrung kann ich sagen, dass Yoga uns öffnet, sensibilisiert und aufnahmebereit macht – alles gute Voraussetzungen fürs Schreiben. Mit einer morgendlichen Yogasession kommt man in den Flow, so wie im besten Fall beim Schreiben. Das passt also richtig gut zusammen.
NW: Wie plant Ihr die Woche zu gestalten? Was dürfen Eure TeilnehmerInnen auf der Woche erwarten?
Amelie und Peter: Wir gestalten unsere Workshops möglichst abwechslungsreich. Dazu gehören Übungen zur Steigerung der persönlichen Kreativität genauso wie theoretischer Input, vor allem aber das Lesen und Besprechen mitgebrachter und während der Woche entstehender Texte. Dabei ist das wertschätzende Feedback der Gruppe ganz wichtig. Wir erlauben den TeilnehmerInnen einen Blick in unsere „Schreibwerkstatt“ und teilen unsere Erfahrungen mit dem Schreiben und Veröffentlichen. Die Reaktionen auf unsere Workshops zeigen uns, dass die TeilnehmerInnen diese immer als große persönliche Bereicherung erleben, was uns wiederum sehr glücklich macht.
NW: Was ist für Euch das Besondere an Gruppen-Retreats? Wie bereitet Ihr Euch darauf vor?
Amelie und Peter: Das Besondere für uns ist die Intensität, die in unseren Kursen entsteht. Schreiben bedeutet immer auch, etwas von sich preiszugeben. Bei uns geschieht das in einem geschützten Raum und in einer vertrauensvollen Atmosphäre. Wir haben TeilnehmerInnen, die schon zwei- oder dreimal bei uns waren, weil sie diese Erfahrung so schätzen. Für uns ist es wunderbar, zu erleben, was Menschen bewegt, und wie sie erzählerisch damit umgehen. Und wir erleben zum Teil unglaubliche Lernfortschritte. Dieses Jahr feiern wir zum Beispiel die Buchveröffentlichung einer ehemaligen Teilnehmerin.
NW: Wem würdet Ihr Eure Reise mit NEUE WEGE besonders empfehlen?
Peter: Allen, die gern lesen und die Literatur lieben. Allen, die sich gern einmal im Schreiben ausprobieren wollen. Aber auch denjenigen, die bereits etwas geschrieben haben und sich nach einem Feedback sehnen oder besser werden wollen.
Amelie: Bei uns ist es wie in einem guten Yogakurs: Egal, wo jemand individuell steht, ob AnfängerIn oder Fortgeschrittene/r, wir können alle gleichermaßen integrieren und auf ihrem oder seinem individuellen Weg zum Schreiben unterstützen.
NW: Habt Ihr eine Übung oder eine Schreib-Weisheit, die Ihr unseren Blog-LeserInnen mitgeben möchtet?
Amelie und Peter: Zur Einstimmung kann man mal das „Automatische Schreiben“ ausprobieren: Einfach Stift und Papier nehmen und ohne Nachzudenken zehn Minuten lang drauflosschreiben, was einem gerade so einfällt. Danach kann man es gleich lesen oder später lesen oder auch nie mehr lesen. Wichtig ist: Man hat alle Hemmungen und Ängste überwunden und etwas geschrieben.
Unsere Lieblingsweisheit ist von Mark Twain und lautet: „Schreiben ist leicht. Man muss nur die falschen Wörter weglassen.“
Wir freuen uns auf die Schreibwoche!
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