Interview mit Markus Hegemann

Als NEUE WEGE 1990 gegründet wurde, war Barbara Nagel eine der zehn Yogalehrenden der ersten Stunde. Sie hatte mit Markus Hegemann 1984 die Yogaausbildung im BDY begonnen, aus der eine inzwischen 35-jährige Freundschaft entstand. Barbara Nagel leitet eine eigene Yogaausbildungsschule BDY/EYU in Miltenberg und begleitet bei NEUE WEGE Reisen in Europa und Asien seit 1991 ununterbrochen mit großem Erfolg.


B: Markus, wir kennen uns jetzt schon seit über 30 Jahren, was hat dich bewogen 1990 NEUE WEGE zu gründen?

M: Ich war damals schon lange als Reiseleiter und Yogalehrer tätig. Ich hatte meine Gruppen spontan mit auf Reisen genommen – und dieses Konzept war sehr erfolgreich. Wir haben schöne gemeinsame Zeiten gehabt, in der Toskana, in Frankreich und später auch in Indien und Nepal. Es ging immer darum, Übungen und Urlaub als Chance zu sehen, um wesentliche Erfahrungen zu sammeln, die über den Urlaub hinaustragen. Der Erfolg dieses Konzeptes motivierte mich, aber auch die Einschulung meiner Tochter Katharina, die mich selbst stärker zu Hause eingebunden hat, war ein Grund Neue Wege zu gehen. So begann dann alles. Ich habe euch, Freunde und Kolleginnen miteinbezogen und ein breites Programm organisiert.
Wie war es denn damals für Dich, als ich Dich fragte, ob Du eine Reise leiten möchtest?

B: Wir waren 1990 ja beide am Anfang, Du mit NEUE WEGE, ich mit dem Bewegungszentrum Miltenberg. Heute würde man sagen, es war ein Start Up. Da war das natürlich eine tolle Chance, mit NEUE WEGE unterwegs zu sein und meine Leidenschaft zu reisen mit Yoga verbinden zu können. Die ersten Orte waren etwas Besonderes, der Anfang ist immer etwas Besonderes!

M: Ja, das habe ich damals auch gespürt: etwas ganz Neues zu beginnen, was wirklich Potenzial hat, die TeilnehmerInnen zu inspirieren. Daher kam dann auch der Name „NEUE WEGE“.

B: Inwieweit spielt Yoga eine Rolle in deinem persönlichem Leben?

M: „Alles Leben ist Yoga“, hat der indische Philosoph Sri Aurobindo gesagt. Jeden Tag, jede Stunde und jede Minute, bewusst zu gestalten – das kann ich auch in meinem Leben und Arbeitsumfeld. Das geht über den ganzen Tag in alltäglichen Bürosituationen, in denen ich meine Achtsamkeit im Umgang mit Menschen und meinen eigenen Ressourcen pflegen kann oder natürlich auch beim Hatha-Yoga , dem Üben auf der Matte. Ich stehe jeden Tag 30 Minuten früher auf, um Asanas, Pranayama und Meditation zu üben und mich so ganz anders auf meinen Tag einzustellen. Ich spüre immer, dass ich mit einer ganz anderen Klarheit und Frische in den Tag gehe, als an Tagen, an denen ich es einmal nicht praktizieren konnte. Übrigens, diese morgendliche Yoga-Routine trage ich so in unser Team, indem wir alle zwei Wochen eine Stunde gemeinsam üben.

B: Jetzt sind es 30 Jahre NEUE WEGE. Bist du deiner anfänglichen Idee treu geblieben?

M: Es ging bei uns immer darum, die Erfahrung des Innen mit der Erfahrung des Außen zu verbinden. Ein gesundes Leben kann nur in einer gesunden Umwelt stattfinden. Wir haben von Anfang an viel Wert darauf gelegt, dass wir Orte wählen, die einen umweltverträglichen Stil pflegen und wo gute Arbeitsverhältnisse herrschen. Der Reisepreis soll zu einem großen Teil bei den Menschen ankommen und die Lebensqualität im Reiseland verbessern. Für uns war es immer wichtig, dass wir unsere CO2 -Emissionen bei Flügen kompensieren, sodass wir auf jeden Fall unseren Teil dazu beitragen, dass Reisen die Umwelt nicht schädigt.

B: Es zeigt sich ja auch deine ökologische Idee in Eurem neuen Bürogebäude – ein Nullenergiehaus  mit Solarenergie betrieben, womit auch dein E-Auto geladen wird. Du hast also viele deiner Ideen in die Tat umgesetzt.

M: Ja, es geht dabei aber nicht nur um ökologische Aspekte. wir unser neues Bürohaus anschauen, da sind auch noch andere Werte lebendig: beispielsweise Klarheit und Transparenz. Wesentliche Erfahrungen des Übens und der Innenschau sollen sich auch im Außen manifestieren und damit auch wieder auf die Menschen, die hier arbeiten, zurückwirken. Für uns ist wichtig, dass wir in unserem Team mit derselben Achtsamkeit und Bewusstheit miteinander umgehen, wie wir sie auch unseren TeilnehmerInnen bei unseren Reisen und Kursen vermitteln wollen.


Interview mit Markus Hegemann

B: Hättest du dir jemals träumen lassen, dass NEUE WEGE sich so erfolgreich entwickelt?

M: Als ich anfing, ging es zunächst immer in den offenen Raum. Es war einfach „Learning by doing“, es gab kein Vorbild. Für mich war es überhaupt nicht absehbar, wohin das führen würde und welche Dimension es annimmt. Yoga war früher noch etwas Exotisches. Inzwischen ist er mitten in der Gesellschaft angekommen. Heute zählen wir 45 Mitarbeitende in Deutschland und Spanien, ergänzt durch die vielen freiberuflichen KursleiterInnen und Partner – ich bin einfach sehr froh und glücklich darüber und möchte es weiter so handhaben, dass wir uns auf unsere Qualität konzentrieren und damit viele Gäste begeistern können.


B: Es war ja schon immer wichtig, dass die Yoga-Referenten einen gewissen Qualitätsstandard – eine gute Ausbildung haben und dass die Teilnehmer Gewissheit haben in guten Händen zu sein.

M: Ja, ich denke, das ist heutzutage wichtiger denn je. Es herrscht zwar eine Tendenz, dass die Ausbildung der Yogalehrenden immer schneller abgewickelt wird, dass man Yoga innerhalb von 28 Tagen lernen kann – aber das kommt für uns nicht infrage – für uns ist die Qualität wirklich entscheidend! Ich glaube, um Yoga zu unterrichten, sollte man sich über einen längeren Prozess von mehreren Jahren damit auseinandergesetzt haben und eine profunde Ausbildung vorweisen, in der man viel Wissen erworben hat. Beim Yoga geht es nicht nur um das Unterrichten. Yoga ist für mich auch immer ein ganzheitlicher Entwicklungsweg, der uns wundervolle Möglichkeiten bietet und wirklich nicht nur auf das rein Körperliche reduziert werden kann. Dafür braucht es langjährige Erfahrung.

B: Du hast ein glückliches Händchen für besondere Plätze und Orte ... inzwischen ist das NEUE WEGE Angebot so umfangreich ... hast du einen Lieblingsplatz bzw. für uns einen Geheimtipp?

M: Die Auswahl von besonderen Orten ist natürlich sehr wichtig und auch ein Markenzeichen von NEUE WEGE. Es ist für uns immer unerlässlich, jeden Ort selbst gut zu kennen. Für mich als Reiseleiter war ein persönlicher Höhepunkt die Überschreitung des Dolma La Passes am heiligen Berg Kailash in Tibet – ein ganz faszinierender Platz! Heute würde ich eher Bhutan, wo wir eine wunderbare alte tradierte buddhistische Spiritualität vorfinden, als mein Traumziel im Himalaya sehen. Und dann in Europa natürlich unsere Yoga Finca Son Mola Vell auf Mallorca. Es ist ein Ort der Kraft, an dem man wirklich zur Ruhe kommen und sich wohlfühlen kann, wo ich jederzeit gerne selbst hinreise.


Yoga Finca Son Mola Vell mit weißen Blumen im Vordergrund

B: Das ist sozusagen dein Geheimtipp!

M: Das Konzept für diese Finca ist ein alter Traum, den ich zusammen mit meiner Tochter Katharina und meiner Partnerin Andrea entwickelt habe – ein Platz, der das verkörpert, was für uns an einem Yoga-Ort wichtig ist!

B: Yoga sollte sich ja im Innen und im Außen zeigen und das hast du dort auf deiner Finca verkörpert.

M: Wie im innen so im außen, das ist ein ganz klarer Grundsatz.


B: Yoga hat sich ja sehr entwickelt in den letzten 30 Jahren, wie siehst du Yoga heute, wie siehst du die Entwicklung des Yoga?

M: Ich glaube, dass mit der enormen Popularität, welche der Yoga im Westen erfährt, natürlich auch viel an Oberflächlichem hineinkommt. Letztlich habe ich sogar gelesen, dass in Bayern sogar Bier-Yoga angeboten wird, damit die Männer zum Yoga kommen. Ich glaube, das muss nicht sein. Für uns ist ganz wichtig, dass wir die traditionellen Aspekte des Yoga hochhalten. Deshalb bieten wir heute eine Vielfalt an verschiedenen Yoga-Stilen in unserem Programm an. Ob das Ashtanga-, Vinyasa-, Yin-, Luna- oder Hatha-Yoga ist: Wichtig sind dabei die Qualität und die Ausbildung unserer Yogalehrer, dass wir da auf einem sehr hohen Niveau arbeiten und dieses auch hochhalten.
 

B: Da holt ihr ja auch die einzelnen Teilnehmer auch da ab, wo sie sind. Manche wollen mehr in die Meditation gehen, manche wollen mehr das körperliche Yoga üben ... so bleibt ihr euch treu eine große Palette anzubieten.

M: Ich denke, die Vielfalt wollen wir auch weiter abbilden und die Einheit des Yoga im Wesentlichen bewahren.

B: Noch eine letzte Frage, Markus; Wie geht es weiter mit NEUE WEGE Wege?

M: Im Kern werden wir uns natürlich treu bleiben. Es geht bei uns immer darum, dass wir in unseren Kursen wesentliche Erfahrungen und Impulse schaffen, die weit über den Urlaub hinausgehen. Yoga hat ja in den letzten Jahren eine viel größere Akzeptanz erfahren. Es gibt neue Gruppen, die sich für Yoga interessieren, und da denken wir besonders auch an die jüngere Generation, die wir gerne auch mit entsprechenden Angeboten inspirieren möchten. Meine Tochter Katharina wird in die Geschäftsführung eintreten und sich besonders um die neuen Zielgruppen kümmern und Angebote dafür entwickeln.
NEUE WEGE geht weiter und „Neue Wege“ entstehen im Gehen!