Agni – Das Verdauungsfeuer
Neben den Doshas spielt Agni im Ayurveda eine zentrale Rolle für unsere Gesundheit. Agni ist das biologische Feuer, das den Stoffwechsel regelt. Lebensdauer, Ausstrahlung, Stärke, Gesundheit, Begeisterungsfähigkeit, Körperfülle, Glanz, Immunität, Energie, Wärmeprozesse und vitaler Atem hängen vom Körperfeuer ab. Solange Agni seine Aufgabe richtig erfüllt, lebt der Mensch frei von Störungen. Wenn dieses Feuer jedoch geschwächt ist, wird man krank; erlischt es gänzlich, stirbt man.
Die Doshas und Agni beeinflussen sich gegenseitig. Ein Ungleichgewicht der Doshas bewirkt in der Regel eine Verschlechterung des Agni; eine Verschlechterung des Agni bewirkt ein Ungleichgewicht der Doshas, und damit eine Ansammlung von Ama. Deshalb ist es für alle Konstitutionstypen wichtig, auf ihre Verdauungskraft zu achten.
Menschen mit einer ausgeprägten Vata-Konstitution verfügen über ein eher unbeständiges Körperfeuer mit einer unregelmäßigen Verdauung, Pitta-Typen in der Regel über ein ausreichendes. Kapha-Typen haben ein träges Agni, weshalb sie zu einer langsamen und schwerfälligen Verdauung neigen.
Agni wandelt alles Körperfremde – Nahrung, Eindrücke, Informationen, Gefühle – in Körpereigenes um. Erst mit Hilfe von Agni kann der Körper Speisen verdauen und abbauen, um anschließend Gewebe daraus aufzubauen. Andererseits ist Agni dafür verantworlich, Toxine und Schlacken auszuscheiden und reinigt so unseren Verdauungstrakt. Frische, Vitalität, Intelligenz sowie Schönheit von Körper und Geist sind die Früchte eines gesunden und starken Agnis.
Umgekehrt können sich aufgrund seelischer oder emotionaler Konflikte bei einem geschwächten Agni Körpergifte bilden. Ein Konflikt, ein traumatisches Erlebnis, eine belastende Lebenserfahrung oder eine Kränkung, die nicht „verdaut“ worden ist, liegt ebenso schwer im Magen wie eine unverdaute Nahrung, dann „kauen wir an dem Problem“ oder es „liegt uns etwas im Magen“. Körperliche Folge ist oft ein kraftloses Immunsystem, das den Weg für Erkältungen, Grippe, allergische Erkrankungen, Arthritis und andere Krankheiten frei macht. Auf der emotionalmentalen Ebene zeigen sich bei einem gestörten Agni Symptome wie Antriebslosigkeit, Hoffnungslosigkeit, mangelnde Kreativität, fehlende Begeisterungsfähigkeit und geringes Durchsetzungsvermögen.
Die häufigsten Ernährungsfehler
Um Gesundheit und Lebensfreude zu erhalten, ist es wichtig, das Verdauungsfeuer ständig zu pflegen. Außerdem gilt es, alle Faktoren zu vermeiden, die zur Bildung von Ama führen können. So empfiehlt der Ayurveda, bestimmte Essensregeln zu beachten, die das Agni vor, während und nach den Mahlzeiten stärken. Zum Beispiel vermindern oder löschen kalte Getränke, die vor oder während der Mahlzeiten serviert werden, die Verdauungskraft.
Des Weiteren wird das Agni gestört, wenn
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die Nahrung im Verhältnis zur Verdauungskraft zu schwer oder zu üppig ist,
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zu häufig gegessen wird,
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Mahlzeiten ausgelassen werden oder über längere Zeit gefastet wird,
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ungesunde, gefrorene, kalte oder alte Nahrungsmittel verzehrt werden,
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starke Genussmittel (Kaffee, Tee, Alkoholika) konsumiert werden,
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am Abend die Hauptmahlzeit oder eiweißreiche Kost serviert wird,
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beim Essen gelesen, ferngesehen oder gestritten wird,
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Gefühle unterdrückt und nicht „verdaut“ werden,
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und die Ernährungs- und Lebensweise nicht zu der eigenen Konstitution passt.
Die weitverbreitete Gewohnheit, zwischen den Hauptmahlzeiten zu essen, unterbricht den Verdauungsprozess und lässt unverdaute Nahrung als Ama zurück. Gleichzeitig wird verhindert, dass sich ein richtiges Hungergefühl einstellt. Der Hunger signalisiert nach Auffassung des Ayurveda, dass die vorhergehende Mahlzeit vollständig verdaut ist. Erst jetzt ist das Agni wieder stark genug, um erneut Nahrung zu verarbeiten.
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Ayurveda und Fasten
Im Ayurveda wird striktes Fasten nicht empfohlen, da es Vata im Körper vermehrt. Die Ärzte raten eher zu einem Teilfasten, abhängig vom Konstitutionstyp und vom Krankheitsbild. Beim Voll- oder Wasserfasten ruht das Verdauungsfeuer. Wird das Fasten dann gebrochen, ist das Agni zu schwach, um die Nahrung zu verdauen und es findet eventuell nicht zu seiner alten Stärke zurück. Das ist der Grund, warum viele Menschen nach einer reinen Fasten- oder Mayr-Kur oft schnell wieder an Gewicht zunehmen.
Ayurvedisches Fasten zielt darauf ab, eine starke Verdauungskraft wiederherzustellen und gleichzeitig das Ama abzubauen. Ein geringes und bekömmliches Nahrungsangebot, das zugleich viele „brennbare“ Eigenschaften enthält, entfacht das Verdauungsfeuer und vermindert Schlacken und Toxine.
„Ayurveda Champagner“
Hinter diesem wohlklingenden Namen verbirgt sich eine so einfache wie wirkungsvolle Rezeptur. Bei einer Ayurveda-Kur trinken Sie am Tag ca. zwei Liter reines Wasser, das 20 bis 30 Minuten lang abgekocht wurde. Eine Thermoskanne hält das Wasser warm, so dass Sie es schluckweise möglichst heiß über den ganzen Tag verteilt trinken können. Das Köcheln verbessert den Geschmack des Wassers und Zugaben wie Ingwer oder Zitronensaft sorgen für Varianten.
Die alten weisen Männer Indiens hatten bereits erkannt, dass sich durch das Köcheln die Molekularstruktur des Wassers verändert. Es wird durch diesen Vorgang „leichter“, der Körper absorbiert es schneller und es dringt tiefer in das Gewebe ein. Außerdem leitet es schonend, aber intensiv Giftstoffe aus. Das regelmäßige Trinken des „Ayurveda-Champagners“ entfaltet zahlreiche Heilwirkungen auf den Organismus. Deshalb ist es empfehlenswert, diese einfache und bekömmliche Maßnahme in den Alltag zu integrieren, auch über die zeitlich begrenzte Reinigungstherapie hinaus.