Interview mit Yogalehrerin Christina Betdashtu-Drews
Liebe Christina,
NEUE WEGE: Was hat Dich dazu motiviert mit Yoga anzufangen und es zu lehren? Wie sah Deine Yoga-Reise seitdem aus?
Christina Betdashtu-Drews: Ich habe damals in Brüssel gewohnt und arbeitete für eine internationale Bildungsorganisation. Ich war immer sehr sportlich und tanzte zeitgenössischen Tanz. Eines Tages traf ich auf eine Lehrerin, die mich mit ihren Übungen, ihrer Anleitung zum Atem und ihrer Art eine ganzheitliche Körperhygiene zu lehren, sehr angesprochen hat. Es ging praktisch durch alle Schichten, war stärkend und beruhigend zugleich. Es machte mich wissbegierig und machte Lust auf Mehr.
Tatsächlich richtete es sich dann so ein, dass ich in Indien (ein Land, in das es mich schon immer hingezogen hatte) eine erste am Stück stattfindende Ausbildung absolvieren konnte. Das war ein Augenöffner, um was es sich hier überhaupt handelt. Was da eigentlich noch alles hinter steckt und dass ich bei diesem ersten Aufenthalt nur die erste kleine Spitze eines Eisbergs präsentiert bekommen hatte. Danach fing ich peu à peu an zu unterrichten und nahm allerlei Stunden in diversen Richtungen. Zwei Jahre später folgte ein weiterer Aufenthalt in Südindien mit einem weiteren Training – im Anschluss folgten Seminare über Ayurveda – ebenfalls in Kerala. Durch einen Impuls – Körpercoaching, bei dem sehr viel Gestalttherapie mit einfließt – konnte ich den Zusammenhang von Blockaden im Körper und der Macht der Organe erlernen, Körperlesen sozusagen. Zwei weitere Ausbildungen im Bereich Kundalini und genauer gesagt Naam Yoga folgten einige Jahre später. Es sind Kundalini Methoden, also sich wiederholende Übungen in Verbindung mit Atem. Dazu kommt dann auch spezielle Musik. Ein - wie ich finde - überaus powervoller Stil. Danach konnte ich Wellness Reisen, Gesundheitswanderreisen anbieten, bei denen ich damals zum Beispiel auch Pilates unterrichtete. In Zusammenhang mit meinem normalen Job habe ich dann sogenannte ‚Bewegte Pausen‘ unterrichtet. Ich würde sagen eine sehr vielfältige und bunte Reise, die nicht beendet ist, …
NEUE WEGE: Wie würdest Du Deinen Yoga-Stil beschreiben und kannst Du das Besondere von „Kundalini-Yoga“ nennen?
Christina Betdashtu-Drews: Es kommt immer ein wenig auf die Gruppe an. Besteht eine große Lethargie oder ein zu viel an Energie? Ich passe häufig an und adaptiere dann. Natürlich gibt es einen gewissen Ablauf, aber zum Repertoire können intensive Herz-Kreislaufübungen gehören, Atemtechniken, Mantren-Wiederholungen. Mit Musik, ohne Musik. Visualisierungen... Es geht darum die Elemente (die Energie) auszugleichen. Da sind meines Erachtens die Sets im Kundalini-Yoga recht schnell wirksam. Besonders energetisch auf Atem, Energie und Körperarbeit fokussiert. Ein abwechselnder Stil aus Anspannung und Entspannung, in dem es nicht darum geht, irgendwann auf dem Kopf zu stehen. Phasen des Mondes nehme ich gerne in Berücksichtigung, genau wie bestimmte Sonnenwenden, die als besonders ergiebige Tage für Heilung und Gesundheit angesehen werden.
NEUE WEGE: In welcher Form bindest Du Übungen zum Gehirntraining in Deinen Yogaunterricht mit ein?
Christina Betdashtu-Drews: Das geschieht nicht immer und war zum Großteil ein Programm für Arbeitnehmer im Office–Yoga. Kleine Merktechniken können das sein. Einige Atem-Sets widmen sich der Erinnerungsfähigkeit. Im Ganzen ist nunmehr vor allem die Musik, die ich verwende, die so gestaltet ist, dass sich die Gehirnwellen ändern. Die Vibrationen wirken auf Gehirn und Körper und Studien bezeugen, dass bestimmte Arten von Sound / Klang wie Medizin wirken.
NEUE WEGE: Inwiefern lässt Du Dein Wissen aus dem Bereich der Salutogenese in Deine Yoga-Praxis mit einfließen?
Christina Betdashtu-Drews: Es gibt so viele tolle Tipps aus dem Ayurveda, um präventiv zu bleiben und Krankheiten nicht entstehen zu lassen. Vor allem ein Bewusstsein für die Natur würde ich dazu zählen. Wann immer es geht, draußen zu sein, die Kraft der Sonne zu nutzen. Eine gewisse Resilienz entwickeln durch das Zusammenspiel von Ernährung, Entspannung, Aktivität, Mindful anstatt Mindfull…, Beziehungen etc. etc.
NEUE WEGE: Wer aus der Yogaszene bzw. welcher Yoga-Lehrende hat Dich besonders inspiriert?
Christina Betdashtu-Drews: Auf gewisse Art und Weise ohne Frage alle Lehrer*innen, mit denen ich bisher zu tun hatte. Ein großer Dank geht an Alle. Der unfassbar weise Lehrer im Süden Indiens namens Santhi Prasad war mein erster Lehrer. In Brüssel durfte ich das Wissen von Osteopathie und Yoga von Jean Claude Garnier genießen. Seit 2014 weiß ich von Dr. Levry, welcher auf einzigartige Weise das Wissen von Ost und West verbindet – yogische Techniken und kabbalistische Traditionen zusammenbringt. Sein Naam Yoga kann man auf Neudeutsch mit Neuro Activating Advance Meditation bezeichnen. Direkte Begegnungen gab es auch mit Shri Shri Ravishankar und Amrita, spirituelle Humanisten.
NEUE WEGE: Warum hast Du Dich entschieden, Yoga im Ausland zu unterrichten? Wo siehst Du das Zusammenspiel zwischen Yoga und Auslandserfahrungen, bzw. Reisen?
Christina Betdashtu-Drews: Das hat sich so ergeben. Mir machte es nichts aus auf einer anderen Sprache zu unterrichten, obwohl man natürlich auch an seine Grenzen kommen kann, wenn man sich beispielsweise mit der Yoga-Philosophie auseinandersetzt. Um auf die Frage zu antworten: als erster Impuls würde ich sagen, die Bereitschaft, sich auf etwas (Neues, Unbekanntes) einzulassen. Ganz offen und ohne Kenntnis des Ergebnisses sich hinzugeben. Genauso darf man sich in die Positionen begeben und dies jedes Mal – egal wie oft man schon die eine oder andere Asana geübt hat.
NEUE WEGE: Was dürfen die Reisegäste während der gemeinsamen Kurswoche mit Dir als Kursleitung erwarten?
Christina Betdashtu-Drews: Ich habe ein Ohr für diverse Anliegen; man kann mich immer ansprechen. Ich habe den Eindruck, die Reisegäste wollen in einer freundlichen Atmosphäre gut aufgenommen werden. Ich möchte dem gerecht werden. Wir können draußen die Natur nutzen, uns beim Yoga-Walk erden, mit Pranayama an unserem Mind arbeiten, müde Geister wachrütteln oder das Nervensystem runterfahren, so dass man wach seinen Körper wahrnehmen kann. Ich kann mich auch auf Wünsche einstellen. Es gibt so viele Techniken, aus denen wir schöpfen können. Ich würde sagen ein Urlaub mit einem gewissen vorgegeben Rhythmus. In der Gemeinschaft praktizieren ist auch schon bereichernd. Man spürt einfach, ob dies in einer Gruppenformation geschieht, oder sagen wir mal online aus dem Wohnzimmer. Es erwartet uns ein ausgewogenes Programm aus wohltuenden Körperübungen und energetisierenden Atemtechniken, die auch von Anfängern leicht praktiziert werden können. Klänge begleiten uns während der gesamten Zeit und unterstützen die heilsame Wirkung. Entspannung und Meditation unterstützen uns zusätzlich zu den Atem– und Körperübungen dabei, unsere Gesundheit zu erhalten oder zu verbessern. Im Anschluss an die körperliche Bewegung können wir besonders tief entspannen und das Meditieren fällt leichter.
NEUE WEGE: Wem würdest Du Deine Reise mit NEUE WEGE besonders empfehlen?
Christina Betdashtu-Drews: Allen interessierten Levels für die Yoga kein reines Gymnastikprogramm darstellt. Bewusste Reisende, die den Sommer ausklingen lassen wollen und ihren Körper und Geist auf die dunklere Jahreszeit vorbereiten wollen.
NEUE WEGE: Hast Du eine Übung oder eine Yoga-Weisheit, die Du unseren Blog-LeserInnen mitgeben möchtest?
Christina Betdashtu-Drews: Für mich war und ist die Lehre über die Chakren – also Energiezentren und ihre Bedeutung in Psyche, Körper, Organsprache sehr beeindruckend. Es ist so ganzheitlich und so universell, dass mir dafür die Worte fehlten.
Sehr wertvoll finde ich es, sich immer wieder an Folgendes zu erinnern, denn mit dieser Haltung kann man negatives Denken und Fühlen unterbinden.
The root of joy is gratefulness!
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