05.02.2024Teilen

Interview mit Yogalehrerin Sabina Schmiedel

Liebe Sabina,

NEUE WEGE: Was hat Dich motiviert mit Yoga anzufangen und es zu lehren? Wie sah Deine Yoga-Reise seitdem aus?

Sabina Schmiedel: Meine Yogareise begann vor 35 Jahren mit meiner ersten Schwangerschaft. Ich war sehr jung und konnte mir überhaupt nicht vorstellen an einem Schwangerschaftskurs teilzunehmen. Meine Hebamme meinte „alles, was du zur Entbindung können musst ist - Atmen, ein stabiler Atem wird dich durch diesen Prozess tragen, probiere doch mal Yoga aus“. So war es - auch die Tage und Wochen nach der Geburt begleitete mich die Yogapraxis und das Üben von Pranayāma.

Anfang 30 musste ich aus gesundheitlichen Gründen meine Ernährung umstellen, damals war die Traditionelle Chinesische Medizin sehr aktuell. Mein behandelnder chinesischer Arzt fragte mich, warum ich als Yogini nicht nach den Richtlinien des Ayurveda lebte.
In den 90zigern war Ayurveda & Yoga noch nicht so populär wie heute und ich machte mich auf die Suche nach Ärzten und Therapeuten.
Nachdem ich nährende und heilende Erfahrungen sammelten durfte, reifte der Gedanke das Ganze auch lehren zu wollen. Meine erste Yogaausbildung machte ich an der europäischen Akademie für Ayurveda, die damals noch in den Kinderschuhen steckte. Das medizinische Therapeuten-Studium folgte recht bald.
Mitten in dieser spannenden Reise durfte ich Willigis Jäger (Zen-Meister) und R. Sriram begegnen. R. Sriram wurde von T.K.V. Desikachar dem Sohn von T. Krishnamacharya ausgebildet. Seine Art zu unterrichten inspirierte mich so sehr, dass ich in dieser Tradition 2014, die 4 1/2-jährige Ausbildung beim BDY begann und diese mich bis heute begleitet.

Monika Fell-Hagen inspirierte mich mit der „Energie der Chakren“, 6 Jahre unterrichte ich in ihrem Centrum für trans-personales Wachstum.
Remo Rittiner faszinierte mich mit der Nadi-Muskeltherapie und seinem Ayur-Yoga, das auch nach den Richtlinien von T.K.V. Desikachar ausgerichtet ist, auch hier folgte eine Ausbildung.
In meiner Ayurveda Praxis bekam der Einzelunterricht immer mehr Aufmerksamkeit und ich spürte, wie wertvoll die Praxis im Zweier-Setting ist.
Seit 2023 bin ich nun in der Ausbildung des deutschen Focusing-Instituts, DFI in Würzburg, um mein Arbeiten mit den Klienten immer tiefer und fokussierter werden zu lassen.


NEUE WEGE: Wie würdest Du Deinen Yoga-Stil beschreiben?

Sabina Schmiedel: Der Atem führt die Bewegung und die Bewegung erfolgt in Vinyāsa-Krama.

Die Magie eines Vinyāsa ist eine bewegte Meditation, die 5 Komponenten umfasst: die Absicht, den Blick, den Atem, die Bewegung und mūla bandha (energetische Verschlüsse, bzw. Lenkung der Energie).
Wichtig ist für mich, auch das Thema der Stunde, egal ob es aus dem Yoga Sūtra stammt, einer aktuellen Situation im Außen oder sich mit der Schönheit und der Magie der Natur befasst.

NEUE WEGE: Wer aus der Yogaszene bzw. Yoga-Lehrende hat Dich besonders inspiriert?

Sabina Schmiedel: Mein erster Yogalehrer - Harald Gestrigkeit-Roos, er lehrte in der Tradition von Swami Satyananda Saraswati. Mich persönlich lehrte er, dass keine körperliche Einschränkung, ein Hindernis für den Weg des Yoga sind - ja sogar Lehrer zu werden, ohne im herabschauenden Hund die Füße auf den Boden zubringen!


NEUE WEGE: Wie stellt sich das das Zusammenspiel zwischen Yoga-Praxis und Ayurveda- Therapie für Dich da?

Sabina Schmiedel: Ganz am Anfang meines Wirkens war die Aufklärung der Ernährung und der Reinigung des Körpers elementar, das hat sich heute verändert. Die meisten Menschen, die zu mir kommen sind schon Vegetarier, bzw. haben ein gutes Verständnis und Gewahrsein von ihrem Körper - ihrem Tempel.
Meine Anliegen ist es, gemeinsam mit dem Teilnehmer in der Tiefe zu forschen, die Srotas - Kanäle für Atem, Wasser, Nahrung mit einzubeziehen und ein tiefes Verständnis für die Marma-Nadi-Lehre (Energiepunkte & Bewegungsbahnen) zu vermitteln.


NEUE WEGE: In welcher Form integrierst Du Bewegungen in Deinen Unterricht?

Sabina Schmiedel: Natürlich ganz klassisch wie im Hatha Yoga üblich, kraftvolle Asanā- Statik, die über einen längeren Zeitraum gehalten wird, im Ausgleich dazu leichte bis fordernde Vinyāsa die den Körper auf die Statik vorbereiten. Am Anfang der Stunde sind die Bewegungen eher meditativ, oder entspringen somatischen Bewegungsformen wie Feldenkrais, oder BMC - Body-Mind-Centering.
Auch die innere Bewegung der Energiezentren - Chakra, Marma, Nadi, finden Zeit und Raum in meiner Praxis.


NEUE WEGE: Was bedeutet Meditation für Dich?

Sabina Schmiedel: Innerhalb einer normalen Yogastunde sprechen wir weniger von Mediation, eher von Dharana-Konzentration, dem zurückziehen der Sinne, sich nach Innen versenken, oder auf einen Gegenstand konzentrieren.
Mediation will sorgsam vorbereitet werden und wird in der Tradition von T.K.V. Desikachar erst nach einer kompletten Yogastunde und vorbereitenden Pranayāma praktiziert.
Ähnlich erfahre ich es auch auf dem Zen-Weg, bei 3 Runden 30 Minuten Sitzen und jeweils 10 Minuten achtsamen gehen bekommt man eine Ahnung davon, was es bedeuten könnte in Meditation zu sein - in seiner ureigenen Mitte zu verweilen.

 

NEUE WEGE: Was dürfen die Reisegäste während der gemeinsamen Kurswoche mit Dir als Kursleitung erwarten?

Sabina SchmiedelSie dürfen erwarten, sich selbst zu berühren, ihr Inneres zu entdecken, neue Räume zu erforschen, sich im Raum zu erweitern - durch Atem - durch Präsens.
Ich begleite Sie gerne an den Ort wo sie sich „zu Hause fühlen“, den Weg dorthin müssen sie allein gehen.


NEUE WEGE: Wem würdest Du deine Reise mit Neue Wege besonders empfehlen?

Sabina SchmiedelMein Unterrichten benötigt keine besonderen Vorkenntnisse in der Form von „Fortgeschritten“

„Jeder der atmet kann Yoga“

Der Teilnehmer sollte jedoch Lust darauf haben, tiefer in die Materie des Yoga einzusteigen, Atemlenkung und Bhandā (Energieverschlüsse) sollten ihm bekannt sein. Die Erfahrung dazu kann auch ausserhalb von Yoga gemacht worden sein, wie zB.: bei der Schwangerschaftsvorbereitung, Beckenbodengymnastik oder Pilates.


NEUE WEGE: Hast Du eine Übung oder eine Yoga-Weisheit, die Du unseren Blog-Leserinnen mitgeben möchtest?

Sabina Schmiedel: „…denn Yoga heißt, ich bleibe im Kontakt mit Körper und Geist mittels des Atems, um die Leere und die Fülle zu explorieren und dabei die Stimme des Mitempfindens zu entfalten…“
(R.Sriram)
 

 

zum Profil und Reisen von Sabina Schmiedel

 

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

NEUE WEGE Team & Sabina Schmiedel