04.03.2024Teilen

Reisebericht Indien: Ayurveda am Zauberberg: Verjüngungskur im Sitaram Mountain Retreat

Es ist schon fünf Jahre her, dass ich das letzte Mal in Indien war und Ayurveda gemacht habe. Ich beschließe, mir zu meinem Geburtstag eine Kur zu schenken und recherchiere online nach passenden Angeboten. Alle mir bekannten Resorts sind ausgebucht. Da ich bei meiner Suche auf den Ayurveda-Reiseveranstalter „NEUE WEGE Reisen“ stoße, frage ich nach, ob sie als Spezialisten einen Geheimtipp hätten.

Tatsächlich! Die freundliche Beraterin teilt mir mit, dass sie eine Chance im kürzlich eröffneten Sitaram Mountain Retreat in den Bergen von Kerala sehe. Die Anlage sei im Oktober 2023 eröffnet worden. Sie ist das Schwester-Resort des beliebten Sitaram Beach Retreat nördlich von Cochin (das meist auf Monate ausgebucht sei). Ich freue mich riesig, als meine Anfrage für eine zehntägige Kur bestätigt wird. Doch ich frage mich – wird es in den Bergen genauso schön sein wie am Meer? Ist es in fast 1500 Metern Höhe warm genug für Ayurveda? Wird die Fahrt dorthin nicht zu lang?

Da ich die Strände und Backwaters von Kerala schon sehr gut kenne, will ich mich auf etwas Neues einlassen – zumal Munnar für die Schönheit seiner Landschaft berühmt ist. Der Transfer wird nach meinen Wünschen von „NEUE WEGE Reisen“ organisiert. Ich bleibe nach der Anreise aus Berlin ein wenig in Cochin, um langsam in Indien anzukommen. Nach zwei Tagen verlasse ich die Hafenstadt in Richtung Westghats, einer Gebirgskette im Hinterland der Malabarküste. Die etwa 140 Kilometer lange Fahrt nach Munnar dauert etwa vier Stunden. Sie führt auf gut ausgebauten Straßen vorbei an Teeplantagen, die sich wie ein grüner Samtteppich auf den anmutigen Bergen ausbreiten. Unterwegs hält der Fahrer an besonders schönen Aussichtspunkten.

Die langsam untergehende Sonne taucht die Landschaft an diesem späten Nachmittag in ein goldenes Licht. Das Auge kann sich kaum sattsehen.

Kurz vor Ankunft werde ich gebeten, aus dem Taxi auszusteigen. Die letzte Meile, eine steile und geschundene Straße, bringt mich ein Jeep zum Sitaram Mountain Retreat. Eingebettet in die üppige Vegetation einer früheren Kardamom-Plantage liegt am Ende des Weges mein Zuhause für die kommenden zehn Tage. Nach einem warmherzigen Empfang geleitet mich ein Sitaram-Mitarbeiter zu meinem Zimmer. Das „Luxury Studio“ ist mit 40 Quadratmetern großzügig angelegt und sehr sauber. Ich fühle mich sofort wohl. Die Terrasse bietet einen herrlichen Blick auf große Bäume. Sie schützten einst die Kardamompflanzen vor der Sonne und verheißen nun ein tägliches Waldbad.

Die Flora und Fauna der Anlage bietet täglich frische Luft und keine feuchte Hitze wie die tiefer gelegenen Gegenden Keralas. Daher empfiehlt sich die Anlage besonders für Gäste, die mit ihrer Ayurveda-Kur eine Post-Covid-Behandlung anstreben. Ich dagegen verfolge eine „Verjüngungskur“. Noch intensiver als in anderen Resorts liegt der Fokus im Sitaram Mountain Retreat neben den ayurvedischen Behandlungen auf Yoga und Meditation. Der Tagesablauf richtet sich nach den Dosha-Zeiten und der Natur. Verbundenheit mit ihr zu spüren, ist Teil der Heilung und Regeneration. Das heißt allerdings: kurz vor sechs Uhr aufstehen und möglichst um neun im Bett sein.

Jeden Abend nach dem Essen gibt es das „Dashboard“, eine Übersicht über Behandlungen und Aktivitäten als Einstimmung auf den kommenden Tag. Dazu zählen neben Yoga und Mediation, 90 Minuten Behandlungen und Massagen am Vormittag, noch einmal 45 Minuten am Nachmittag sowie individuelle Yoga-Stunden. Wenn einem als Gast etwas nicht zusagt wie vorgeschlagen, gehen Ärzte, Masseure, Yoga-Lehrer und unter Umständen auch der Koch auf die individuellen Änderungswünsche ein. Das Wohl aller Patienten steht während des Aufenthaltes im Sitaram im Mittelpunkt. Die Gäste werden nämlich nicht nur mit etlichen Litern Öl, sondern auch mit Fürsorge und Freundlichkeit überschüttet.

Sofern es Zeit und Konstitution zulassen, besteht auch die Möglichkeit, Ausflüge in die Umgebung zu unternehmen. Empfehlenswert ist eine Tour von Munnar zum Anayirankal Stausee mit Besuch der 150 Jahre alten Teefabrik auf dem Lockheart Estate. Ich unternehme außerdem einen Spaziergang durch die beeindrucken Teeplantagen nahe des Attukad Wasserfalls. Das lange Laufen strengt ganz schön an – was während einer Ayurveda-Kur eigentlich zu vermeiden ist. Doch manchmal möchte ich raus, besonders zu Beginn der Kur. Das Gefühl für Zeit und Raum verändert sich jedoch zum Ende – das erinnert mich an „Der Zauberberg“ von Thomas Mann. „Man ändert hier seine Begriffe“ diesbezüglich und plötzlich sind die zehn Tage um.

Ich fühle mich verjüngt, habe wunderbare Menschen aus der ganzen Welt kennengelernt und verlasse den Zauberberg von Munnar in Dankbarkeit und Liebe für diese Kur!

 

zum Sitaram Mountain Retreat

 

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Jana Tschitschke