29.04.2019Teilen

Reisebericht: Sitaram – Ganzheitliche Ayurvedamedizin

Es ist noch dunkel als wir in der offenen Yoga Shala früh morgens unsere Matten für die Atemyogastunde ausrollen. Als Vishnu, der Yogalehrer dann um 6 Uhr sein erstes „Relax completely“ ertönen lässt, zeigt sich die Dämmerung des neuen Tages am Horizont. Wir üben und atmen mit Vishnus „Inhale“ und „Exhale“ Ansagen. Ein sehr sanfter, Gelenk bezogener Yoga, der über die Atemwahrnehmung zu Pranayamaübungen und zum abschließenden Mantratönen führt. Als das letzte „Shanti“ verklingt, steigt der leuchtend gelbe Sonnenball zwischen den Palmenwipfeln auf.

Andrea macht mich auf einen kleinen Kingfisher, den heimischen Eisvogel mit seinem strahlend schimmernden türkisfarbenen Gefieder aufmerksam, der in kunstvollen Körperdrehungen aus einer Faser einen Halt für sein Nest flechtet. Yoga kann viele Facetten haben

Da unsere Gheetage gerade erst beginnen, können wir vor dem Frühstück noch einmal das Bad im warmen Indischen Ozean genießen. Achtsamkeit und Standhaftigkeit sind schon angebracht, um nicht von der Kraft der Wellen umgeworfen zu werden: Die nächste Übung, die uns in den Genuß der ganzen Energie der Natur an diesem wunderschönen Ort am Nattika Beach in Kerala bringt.

Das Geräusch der ausrollenden Wellen begleitet uns bis auf die Terrasse unseres geräumigen Holzbungalows, ein Fest für alle Sinne! Der prachtvolle Palmengarten in seinem leuchtenden Grün und den leuchtend blühenden Blumen und Büschen strahlt seine Farbenpracht mitten ins Herz.

Willkommen im Sitaram Ayurveda Retreat! Hier hat Dr. Vignesh, Arzt in vierter Generation seinen Traum von einem Resort, das die ganze Palette der ayurvedischen Heilmethoden für westliche Menschen erfahrbar macht, verwirklicht.

Seine Übersetzung des Begriffs für Gesundheit, Swastha aus dem Sanskrit ist „Verbindung mit dem Inneren Selbst“ und diese gilt es wieder herzustellen. Dazu begeben wir uns in den nächsten zwei Wochen auf eine intensive Reinigungskur, bei der unsere Amas, Ablagerungen und Schlacken im Körper erst mobilisiert werden und schließlich eliminiert, sprich ausgeschieden. Dazu bedient sich der Ayurveda sämtlicher Ausscheidungsorgane, wie Lungen, Haut und Darm – Entgiftung total!

Das schmackhafte indisch vegetarische Essen wird fein auf die Kurtage abgestimmt. Die Nahrung ist wesentlicher Teil der Kur, unsere erste Medizin. Individuelle Kräutermedizin auf rein pflanzlicher Basis wird in eigener Produktion hergestellt und jeden Tag bei der ärztlichen Konsultation neu festgelegt. Hierüber erfolgt die Feinsteuerung der physischen Effekte.

Die eigentlichen Behandlungen beginnen mit einem gemeinsamen Mantratönen, bei dem die heilenden Energien geweckt werden. Gemeinsam mit den beiden Therapeuten stehe ich im Lendenschurz vor einer kleinen Krisnafigur und wir tönen „Om Santi…“. Bevor es mit dem Anwendungen losgeht, nimmt Ratheesh meine Füße und wäscht sie mit einem kleinen brozefarbenen Wasserkännchen – eine sehr persönliche, verbindende Geste.

Die Abhyangamassagen werden hier meist vierhändig durchgeführt. Sehr intensiv wird dabei das Lymphsystem und die Ausscheidung über die Haut angeregt und durch Schwitzbäder oder heisse Kizhi- Reisstempel verstärkt. Bald zeigt sich über die Haut eine intensive Reaktion: Erst entstehen Pickel und ich rieche die Ausdünstungen des eigenen Körpers, zum Ende der Kur ist die Haut dann klar und samtweich.

Der Weg dorthin führt über die Gheetage, an denen geklärte Butter aufgenommen wird, um Giftstoffe zu binden. Tage an denen der Organismus träge und ruhig wird, um im Inneren zu arbeiten. Mit Vrechana, der Darmreinigung wird ausgeschieden, Vamana das therapeutische Erbrechen dient der Befreiung der Lunge und des Kopfraums von Schleim und die Einläufe besorgen die Endreinigung. Danach fühlen wir uns wie einmal rundumerneuert. Schmerzen in Gelenken und Knochen sind wie weggeblasen und wir fliegen mit einer neuen Leichtigkeit nach Hause.

Das Besondere ist, dass wir uns in Sitaram wunderbar betreut fühlen. Dr. Vignesh versteht es wie kaum jemand, in den täglichen Konsultationen zu vermitteln, wie seine Therapie wirkt, wofür die einzelnen Maßnahmen gut sind und wie wir ayurvedisch das Beste für unseren Körper und Geist tun können. Eine ganzheitliche Harmonie stellt sich ein, die in Sitaram von jedem Mitarbeitenden getragen wird.

Happiness ist he complete acceptance of what is – yes we do!

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Markus Hegemann