11.07.2015Teilen

Interview mit Luna-Yogalehrerin Renate Kaßner - "Yoga, das Puzzle meines Lebens"

"Ich erhielt jede Menge Puzzlesteine für das Puzzle meines Lebens - so blieb ich und lernte Yoga", beschreibt Luna-Yogalehrerin und NEUE WEGE-Kursleiterin Renate Kaßner ihre Eindrück von ihrer ersten Yoga-Schnupperstunde vor vielen Jahren. Losgelassen hat es sie nie. Wie sie dazu kam und warum es sie in Richtung Luna-Yoga geführt hat, erfahren Sie in diesem Interview mit Renate Kaßner.

 

Renate, du bist studierte Bio–Ingenieurin. Wie bist du von diesem Job zum Yoga gekommen?

Ja, ich war nach dem Studium einige Jahre in der Softwareentwicklung tätig und damit nicht so ganz glücklich, denn nach mind. 8 Stunden geistiger Arbeit hatte ich kein großes Interesse mehr an Büchern und den schönen Dingen des Lebens. Es fehlte etwas, ich hatte das Gefühl zu verblöden…

Ein auswärtiger Mitarbeiter in einem Projekt erzählte mir von Meditation, und führte mich die ersten Schritte in diese neue Welt hinein: mein Interesse war geweckt und hält bis heute an.

Ich fand dann „zufällig“ den Flyer einer Yogaschule und ging zu einem Schnupperkurs – es zog mich regelrecht dorthin. Es war, als würde ich Antworten auf Fragen bekommen, die ich noch nicht einmal stellen konnte – ich erhielt jede Menge Puzzlesteine für das Puzzle meines Lebens - so blieb ich und lernte Yoga.

 

Was für eine Art Yoga lehrst du?

Ich unterrichte heute hauptsächlich Luna-Yoga, eine Übungsform, die in den 80er jahren von Adelheid Ohlig entwickelt wurde. Es setzt sich zusammen aus sanften Spürübungen, kraftvollen Tänzen und meditativen Elementen.

Nach meiner ersten Yogalehrer-Ausbildung – ganz klassisch, im Sivananda-Yoga – machte ich eine Atemtherapie-Ausbildung – in intuitivem Atem – und lernte dabei eine ganz andere Art, mit dem Atem umzugehen als es das Yoga kennt; ganz aufmerksam, ihn beobachten, ihm zu folgen…

Im Luna-Yoga verbinden sich diese beiden Methoden sehr gut miteinander – in den Spürübungen geht es immer wieder darum, sich bewusst im eigenen Körper zu erleben. Kleine, fließende Bewegungen und mit Freude an der Bewegung üben ist für mich Genuss pur.

 

Uma Ma spielt für dich persönlich eine wichtige Rolle. Was verbirgt sich hinter diesem Namen?

Uma Ma ist ursprünglich eine dreifaltige Berggötttin aus einer sehr frühen Zeit, eine Mondgöttin, d.h. sie beinhaltet die die drei Aspekte des Mensch-Seins: die Jungend, die Hochzeit und das Alter. Manchmal ist Uma die Mutter, manchmal die Alte, manchmal aber auch die Junge, und manchmal wird die aufsteigende Kundalini so genannt.

Mir wurde der Name von meinem Lehrer bei meiner Initiierung ins Yoga gegeben, womit eine spannende Reise begann, mich neu zu entdecken, die unterschiedlichen Aspekte von Uma zu erkennen und die verschiedenen Mondphasen zu erkunden.

U, m + a sind desweiteren auch die drei Urlaute, mit denen wir die ersten Laute gestalten - diese zu erkunden war und ist noch immer sehr faszinierend.

 

Du kennst wahrscheinlich viele verschiedene Yogalehrer. Gibt es da jemanden, den du besonders bewunderst oder der dich besonders inspiriert hat?

Die meiste Inspiration erhielt ich seinerzeit von meinem ersten Yogalehrer, Swami Vishnu Devananda – 1981 begann ich bei ihm meine Studien im Münchner Yogazentrum. Als er 1983 im Rahmen einer Friedensmission über die Deutsch-Deutsche Mauer flog, war ich dabei. Es war ein denkwürdiges Fest, mit indischen Tänzerinnen und Fakiren – eine völlig neue Welt tat sich mir auf. Und die Mauer spielt in unserer Familiengeschichte eine große Rolle – sie durchtrennte auch meine Familie.

Es hat mir aber auch noch einen anderen Teil des klassischen Yoga aufgezeigt, nämlich die männliche Tradition des Yoga. Im Zusammenhang mit einem Ritual wurde ich ausgeschlossen, weil ich - angeblich - als menstruierende Frau unrein bin, was damals in mir eine Welle des Protestes auslöste und mich zu anderen Lehrern „schickte“, um zu erforschen, wie das denn ist, mit der Kraft des Blutes.

Über die Lehren der Cherokee Indianer, durch meine Lehrerin Dhyani Ywahoo, lernte ich, dass es andere Betrachtungsweisen gibt, lernte die Kraft des weiblichen Zyklus und der Rhythmen der Natur schätzen und in Ritualen kraftvoll und unterstützend zu nutzen.

Im Luna-Yoga schließlich sind diese Zyklen und die „weiblichen Besonderheiten“ hoch geschätzt, beobachten wir den Rhythmus des Mondes und der Jahreszeiten – den Menschen als Teil der Schöpfung.

 

In deinen Yoga-Stunden wird sehr auf die Atmung geachtet. Was genau kann man sich darunter vorstellen?

Im Laufe der Jahre konnte ich immer wieder feststellen, dass manche Menschen den klaren Ansagen, wann ein- bzw. auszuatmen sei, nicht folgen konnten – sie machten es gerade anders herum.

Vor vielen Jahren besuchte ich dann einmal ein Seminar, in welchem es um Stimmbildung ging, da ich gerne singe. Dort begegnete ich der Atemtypenlehre nach Erich Wilk. Er beschreibt genau das, was ich in meinen Kursen feststellte und ging noch sehr viel weiter, fand heraus, dass der Atem in die verschiedensten Bereiche unseres Alltags wirkt, z.b. ob wir lieber auf dem Bauch oder auf dem Rücken liegen; da ich selbst nur immer kurze Phasen in der Bauchlage aushalte, mir dann die Nase regelrecht verstopft, fand ich es lohnend, diesen Gedanken weiter zu verfolgen und verwende seitdem Elemente daraus in meinen Kursen.

Im letzten Jahr kam dann das Buch „Yoga und Atemtypen“ von Anna Trökes und Margarete Seyd heraus, die dieses Wissen ganz systematisch in den verschiedensten Yogastellungen erforscht haben. Damit ist es noch einmal einfacher geworden, die Unterschiede zum einen erfahrbar zu machen, zum anderen sie auch in den Illustrationen deutlich erkennen zu können.

 

Du bist bereits mit NEUE WEGE als Yogalehrerin verreist. Was ist aus deiner Sicht das Besondere an den Reisen mit NEUE WEGE?

Das Beeindruckende sind die wunderschönen Plätze, an die ich mit NEUE WEGE komme; Orte, an denen irgendwie alles stimmt, wo es auch ein offenes Ohr für die Belange der Gruppen gibt, wo die Gruppe gute Unterstützung erfährt.

Vielen Dank für das Gespräch, Renate!