15.05.2018Teilen

Magisches Qi Gong - Interview mit Qi Gong Lehrerin Stephanie Sapper

Das Qi ist unsere Lebensenergie, die wir im Qi Gong zum fließen bringen. Stephanie Sapper ist seit langen Jahren Logopädin und Qi Gong Lehrerin und hat zahlreiche Ausbildungen im Bereich psychologische Beraterin, Energiearbeit, Achtsamkeitstraining, Gesundheitscoaching und vieles mehr. Im Interview erfahren Sie mehr über das magische Qi Gong, seine Wirkungsweise und auf was Sie sich auf einer Reise mit Stephanie freuen können.
 

Liebe Stephanie,
seit langen Jahren spielen Qi Gong und Achtsamkeit eine große Rolle in deinem Leben. Wie kamst du auf diesen Weg?

Bereits in den Anfängen der 80er Jahre, als noch keiner hier im Westen von Qi Gong sprach, war das Taiji in bestimmten Kreisen schon bekannt. Im Rahmen meiner ersten Ausbildung zur Logopädin in Hamburg konnten wir an einem Wochenendseminar die Grundlagen dafür erlernen. Ich fand es wunderschön und gleichzeitig sehr anspruchsvoll, denn im Taiji bewegt man sich auch noch durch den Raum. Einige Jahre später nahm ich an einem Workshop für Logopäden im Bereich Stimmtherapie teil - Qi Gong und Stimme. Wir lernten die Basis und Prinzipien für Qi Gong, einige wunderschöne Übungen aus dem Hui Chun Gong und die Verbindung mit entspannter Stimmgebung. Das legte den Grundstein für meinen eigenen Weg Qi Gong zu praktizieren und mit meiner Begeisterung folgte dann auch die Lehrerausbildung. Qi Gong zu üben ist bereits eine Form der Achtsamkeit – Achtsamkeit in der Bewegung, im Geist und eine Zentrierung im Jetzt während alles im Fluss des Seins fließt. Später kamen die Lehren nach Jon Kabat Zin hinzu und so habe ich meine Programme in den Persönlichkeits- und Gesundheitskursen erweitert.

 

Kannst du uns erklären, woher Qi Gong kommt und welche heilende Wirkung es auf Körper und Geist ausübt?

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Qi Gong ist ein Teil der traditionellen chinesischen Medizin (TCM) – es ist eine der vier Säulen neben der Akupunktur, der Akupressur und der Kräuterheilkunde. Und zwar ist es der Teil, den jeder selbst beitragen kann und soll, um gesund zu bleiben und bei Erkrankung die Heilvorgänge zu unterstützen und auch wieder gesund zu werden. Die traditionelle chinesische Medizin war und ist eine Präventivmedizin – und es geht um ein langes gesundes Leben.

Die Überlieferung erzählt von einer Zeit vor mehreren tausend Jahren, in der sich das Klima änderte und die Menschen krank, schwach und mutlos waren. Der Kaiser wollte sein Volk stärken und so sollten die Menschen Bewegungen der Tiere nachahmen, um diese Qualitäten, Beweglichkeit und Kräfte im eigenen Körper und dann auch im Geist zu spüren. Z.B leicht wie ein fliegender Kranich zu sein, gelassen wie ein Bär oder stak und schnell wie ein Tiger.

Qi Gong gilt seit Jahrhunderten als ein bewährter Weg zur Erhaltung der Gesundheit und zur Erhöhung der geistigen Leistungsfähigkeit, zur Stabilisierung des psychischen Zustandes und zur Kräftigung und Rehabilitation des gesamten Organismus durch eine Verbindung von Atmung, Körperbewegung und Bewusstseinsaktivität.

Fast alle Übungen haben wunderschöne bildhafte Namen – diese Bilder entspannen unseren Geist, bringen uns in das Jetzt und keine weiteren Gedanken an den Alltag sind mehr möglich. Für das Gehirn ist es nicht möglich gleichzeitig an die Probleme aus dem Leben zu denken UND sich vorzustellen „ein Boot sanft aufs Meer hinaus zu schieben“ oder „zu fliegen wie eine Wildgans“.

  • Weitere wichtige und heilsame Wirkungen der Qi Gong-Übungen sind:
  • Verbesserung der körperlichen Beweglichkeit durch die Geschmeidigkeit von Muskeln, Gelenken und Sehnen.
  • Lösen von Verspannungen im Körper durch harmonischen Wechsel von Spannung und Entspannung
  • Vertiefung und Intensivierung der Atmung im Rhythmus der körperlichen Bewegung, dadurch Anregung des Qi-Flusses im Körper
  • Förderung des Gleichgewichtes im geistig-seelischen Bereich
  • es ist hilfreich bei vielerlei Symptomen, wie Rückenbeschwerden, Tinnitus, Schlaflosigkeit, innerer Unruhe, Stress und Anspannung

Insgesamt wirken die Qi Gong-Übungen ausgleichend, heilend, stabilisierend und vitalisierend und es ist auch wie ein sanfter kraftvoller Tanz oder Meditation in Bewegung. Es macht einfach Freude und erfüllt und nährt unser ganzes Sein

 

Für wen eignet sich Qi Gong?

Qi Gong eignet sich für jeden Menschen – jünger oder älter, gesundheitlich eingeschränkt oder kerngesund.

Für jeden, der seine Beweglichkeit und Vitalität bewahren oder fördern möchte, der seine Atmung stärken und vertiefen möchte und für jeden, der aktiv Verantwortung für sich selbst innen wie außen, körperlich und geistig übernimmt und auf achtsame und intensive Weise sich stärken oder nähren möchte.

 

Wie läuft deine Übungsstunde ab? Und was sind Qi Gong-Reihen?

Eine Qi Gong-Reihe ist eine bestimmte Anzahl und ein Ablauf von Übungen, sehr häufig sind es 8, manchmal 12 oder auch 18 Übungen, die einen Namen haben und häufig zu einer Traditions-Schule gehören oder in einem Kloster praktiziert wurden. So gibt es die Reihe der 8 Brokate (Ba Duan Jin) oder die Reihe der Verjüngungsübungen der chinesischen Kaiser (Hui Chun Gong), das Spiel der 5 Tiere oder andere und natürlich eine Vielzahl von einzelnen Bewegungsübungen.

Meistens üben wir Qi Gong im Stehen und beginnen mit dem bewussten Verbinden mit Erde und Himmel, mit Verwurzelung und Aufrichtung – Unsere Gedanken dürfen weiter ziehen, wie Wolken, die um eine Bergspitze ziehen. Wir lassen den Atem ruhig fließen und ein inneres Lächeln breitet sich aus. Dann öffnen und aktivieren wir die Meridiane, das sind die Leitbahnen, auf denen das Qi – die Lebensenergie – durch den Körper zirkuliert.

Es folgen einzelne Übungen, um den Körper aufzuwärmen und beweglich zu machen, sogenannte Vorübungen und dann erlernen wir die Übungen der Reihe. Am Schluss praktizieren wir alle Übungen im Fluss und mit Musik – es ist wie eine Hingabe, wie Meditation in Bewegung, die gleichzeitig die Muskeln und Gelenke stärkt, den Atem vertieft, die innere Ruhe fördert und zentriert. Yin und Yang im Ausgleich.

 

Du bist seit über 20 Jahren Qi Gong Lehrerin und hast zahlreiche Ausbildungen absolviert. Inwiefern fließen deine mannigfaltigen Erfahrungen aus diesen Bereichen in deine Qi Gong Stunden ein?

Ich bin einfach nur ich – und alles, was ich erfahren, durchlebt und erlebt habe prägt mich und natürlich meinen Unterrichts-Stil. Mein Herzensanliegen ist es, Menschen zu begleiten zu ihrer inneren und äußeren Balance, zu Gesundheit und innerer Freiheit – zu ihrem Licht. Auch im Qi Gong können wir erfahren, wie sich unsere eigene Schwingung anfühlt, wie sich Balance anfühlt und wie sich ein Eintauchen in den gegenwärtigen Moment anfühlt – wie es sich anfühlt, mit dem Herzen verbunden zu sein und sich einfach zu bewegen ...zu leben.

 

Gibt es ein besonderes Erlebnis oder eine witzige Anekdote, die du durch Qi Gong gemacht hast?

Für mich ist es immer besonders in der Natur draußen Qi Gong zu üben – es ist wie ein verschmelzen mit allem was ist – ein Teil von etwas viel Größerem zu sein und dieses zu spüren.

Eine lustige Erinnerung habe ich an Sardinien vor einigen Jahren – ich wollte unbedingt neue Qi Gong Fotos machen auf der Insel. Aus dem herrlich blauen Meer vor unserem Strand ragte ein wunderschöner Stein, der für Kinder und andere Mutige ein beliebter Kletter- und Sprungplatz war. Mir gefiel dieser Stein und ich bildete mir ein, genau dort hätte ich gerne ein paar Qi Gong-Positionen abgelichtet, in früher Morgenstunde, ohne weitere Urlauber. Doch der Stein war nur schwimmend zu erreichen – und so hatte ich meine Qi Gong-Kleidung in Plastik gepackt und bin einarmig dort hingeschwommen und habe den Stein erklettert, mich trocknen lassen und dann die Kleidung angezogen. Ich war in meinem Qi Gong-Element, umgeben von türkisblauem Meer auf dem grandiosen Felsen. Leider war die Fotografin natürlich am Strand und so sind die Aufnahmen sehr klein geworden :)

 

Hast du eine Übung, die man gut in den Alltag integrieren kann und die du unseren BlogleserInnen gerne mitgeben möchtest?

In meinem letzten Newsletter zum Thema Element Holz – das symbolisiert auch den Frühling – habe ich zwei Übungen zusammengestellt und beschrieben. Sie sind leicht durchzuführen und machen Freude, die Yang-Energie des Frühlings wirkt vitalisierend und sie bringt Beweglichkeit, Kraft, lockern und führen zu innerer Freiheit von Anspannungen und Blockaden auf jeder Ebene.

1. "Rückkehr des Frühlings" ist eine der Verjüngungsübungen der chin. Kaiser aus dem Hui Chun Gong. Diese Übung bringt den Frühling in uns zurück – Frische und Beweglichkeit – lässt das Qi fließen, dort wo es blockiert ist und alle Meridiane werden durchlässig ebenso wie der Körper insgesamt.
Die Übung: wir stehen schulterbreit, leicht gebeugte durchlässige Knie, Arme hängen locker neben dem Körper, der Atem fließt ruhig, ein inneres Lächeln breitet sich in Dir aus – wir beginnen den ganzen Körper zu schütteln und zählen dabei bis 164 – so ist auch unser Geist fokussiert und defokussiert gleichzeitig.
Die Wirkung: Der Qi-Fluss in den Meridianen wird gestärkt und ausgeglichen und Verspannungen lösen sich.

2. „Der Bambus bewegt sich im Wind“ ist eine schöne Übung aus dem Element Holz: die Farbe grün, der Wind, beweglich sein und sich nach oben auszurichten gehören auch zum Holzelement.
Die Übung: die Füße stehen schulterbreit und sind gut „verwurzelt“ in der Erde, wir lassen die Arme vor dem Körper steigen bis die Fingerspitzen in den Himmel weisen. In der Vorstellung sind wir ein Bambus im Wind und bewegen den gesamten Körper – die Wirbelsäule, Schultern, Ellbogen, Handgelenke bis in die „Blattspitzen“ – nach vorne und zurück oder auch seitwärts . Dann langsam und achtsam die Arme vorne wieder sinken lassen und nachspüren.
Die Wirkung: alles wird beweglich, Förderung der Aufrichtung und Streckung.

Viel Freude beim Ausprobieren!