16.05.2015Teilen

Reisebericht Nepal: Ein Dankeschön an die Meister des Himalaya

Es begann am 31. Dezember 2014... meine Freundin "I." ruft mich an, um mir einen guten Rutsch ins neue Jahr zu wünschen und erwähnt so ganz nebenbei: „nächstes Jahr im September fliege ich nach NEPAL" – ein Stich in mein Herz – das ist doch wohl auch MEINE REISE – endlich zu Hause (in mir) ankommen!!! Die ersten Informationen erfolgen dann im Januar 2015:

Es ist eine spirituelle Reise. Geistheilerin Barbara Reiter befragt die „Meister des Himalaya“, die ihr den Rat geben, die Reise schon im April anzutreten. Die Reisekosten - na ja, nicht ganz billig – aber ich DARF es mir gönnen!

An einem wunderschönen sonnigen Wintertag beschließe ich auf einem morschen Baumstumpf sitzend, lange getrocknete Grashalme vor mir im Winde wehend und von der Sonne beschienen, die Reise nun unwiderruflich zu buchen.

Das Reisefieber beginnt zu steigen. Zuerst rücken die Wochen, dann die Tage und nicht zuletzt die Stunden näher.

Anzahl der Reisenden: 11 Personen

Start der Reise: 11. April

Dauer der Reise: 11 Tage

 

Reisestart: Von Österreich bis Nepal

Ich beginne meine Reise am 11. April 2015 um 6.31 Uhr in Pürbach-Schrems mit der Franz Josef-Bahn. In Wien-Spittelau angekommen merke ich, dass ich meine UBahnkarte zu Hause vergessen hatte – eine Neue zu kaufen lässt die Zeit nicht zu, denn ich will in Wien–Meidling den Zug um 9.03 Uhr nach Leobersdorf noch erwischen. Also dann - erste Herausforderung: ich bin erstmals in meinem Leben als „Schwarzfahrerin“ unterwegs – alles paletti. Um 9.26 Uhr holt mich "I." vom Bahnhof Leobersdorf ab und wir genießen noch das letzte Frühstück in Österreich. Um 13.00 Uhr ist Treffpunkt in Wien-Schwechat Flughafen. Wir lernen nun auch die anderen Mitreisenden kennen – kurze Beurteilung der Menschen (10 weibliche und 1 männlicher) – was soll`s, jeder ist wie er ist, wir dürfen nun 11 Tage gemeinsam verbringen. Die Plätze im Flugzeug sind bereits vorgebucht und das Flugzeug der Quatar-Air hebt pünktlich um 16.05 Uhr ab – es geht los! Ich war noch nie so freudestrahlend, gelassen und offen für ein neues Land - ein Land der vielen Länder des Morgenlandes, die ich vielleicht noch besuchen darf. Ich hatte keine Erwartungen, lediglich die Offenheit mit einem sich mit Eindrücken, Erfahrungen und Erlebnissen aufsaugenden Schwamm war in mir.

Nach 5 Stunden angenehmen Fluges erreichen wir DOHA – Ortszeit 22.15 Uhr (mit 1 Std. Zeitverschiebung gegenüber zu Hause). Hier haben wir nun 6 Stunden Zwischenaufenthalt. Die Zeit wird lange. Wir sind müde, jedoch Schlaf stellt sich nicht ein. Wir drehen schon zum x.mal die selben Runden, beobachten die vielen Menschen jeglicher Nationen und witzeln darüber, sich ja nicht in einen Scheich zu verlieben, denn da müsste man vielleicht die langen weißen Gewänder dauernd bügeln – na ja, irgendwie müssen wir uns ja die Zeit um die Ohren schlagen.

Endlich geht`s weiter. Um 4.15 Uhr (zu Hause 3.15 Uhr) – es ist bereits der 12. April – starten wir wiederum. Weitere 4 ½ Flugstunden haben wir vor uns. Geplante Landezeit in Kathmandu 11.45 Uhr Ortszeit (4 Std. Zeitverschiebung, also bei uns daheim 7.45 Uhr) – Echtlandung 11.56 Uhr Ortszeit.

 

12. April: Wir sind in KATHMANDU!!!

Zwickt`s mi – in man in tram! Wir werden von einer „Schar“ von Männern abgeholt. Einer begrüßt uns mit einem Blumenkranz aus Tagetes geflochten, den jeder von uns um den Hals gelegt bekommt, alle anderen bemühen sich um unser Gepäck und bringen uns zu einem kleinen Bus, wo das Gepäck auf das Dach desselben aufgeladen und verschnürt wird. Erste Eindrücke: feuchtwarmes Klima, die das Kathmandu-Tal umgebenden Berge sind in Dunst und Nebel gehüllt, also nicht zu erkennen. Die Luft ist staubig und macht kurzfristig ein ungewohntes Flachatmen erforderlich, um nicht gleich den ganzen Staub und Dreck aufzunehmen – jetzt weiß ich, warum diese Menschen fast immer Mundmasken tragen!

Der Kleinbus bringt uns nun durch die Stadt Kathmandu in unser Hotel, das „Gokarna Forest Resort“. Nach den ersten Eindrücken einer vollkommen dreckig-staubigen, menschen- und tierüberfüllten, sehr lauten, hupenden Stadt, erreichen wir die wohltuende Urwaldoase, wo wir gleich von einigen Affen begrüßt werden. Wir checken ein und genießen gleich unsere neue Heimat für die nächsten 7 Tage. Unser Hotelzimmer – ein Doppelzimmer – hat eine große Glasfront, von wo aus wir Affen, Beo`s, Adler und viel Grün erleben – ein Paradies sondergleichen. Warnschilder weisen darauf hin, dass Fenster und Türen immer sofort geschlossen werden müssen, um das Besiedeln der Zimmer von Affen zu verhindern.

Wir treffen uns im Innenhof des Resorts. Rattansitzgarnituren laden zum Sitzen ein, Wasser wird in Flaschen gereicht, da Leitungswasser aus hygienischen Gründen hier nicht empfohlen wird. Sogar das Zähneputzen erledigen wir mit Wasser aus der Flasche. Die Wetterstimmung ist gewittrig und bald fallen auch die ersten Regentropfen, was zu dieser Zeit lt. Aussage des Hotelpersonals hier nicht üblich ist. Ich esse erstmals Momos mit Chicken (gefüllte Teigtaschen mit Hühnerfleisch). Auch Pekoras habe ich versucht – das ist in Teig frittiertes Gemüse – ich wurde in dieser Zeit zur begeisterten Vegetarierin. Als Abschluss des Tages genieße ich noch eine Choice of Soup with Chicken (gebundene Hühnersuppe) sowie 1 Flasche Domestic-Beer.

 

13. April: Kennenlernen des Guides und Besuch des Bodnath Stupa

Frühstück 7.30 Uhr – reichliches Frühstücksbuffet mit allem, was das Herz begehrt. Abfahrt für 9.00 Uhr geplant – Wir lernen unseren Guide „Denisch“ kennen. Ein Englischprofessor, der Nepalesisch, Englisch, Deutsch und Russisch spricht – a g`scheiter Kerl – trotzdem weicht er gerne Fragen aus, die wir stellen, und spricht einfach über ein anderes Thema weiter – ist wohl so bei den Nepalesen. Ruhe und Gelassenheit pur, Zeit spielt keine Rolle – tatsächliche Abfahrt vom Hotel statt 9 Uhr erst 10.30 Uhr!

N A M A S T E – der Gruß der Nepalesen „Ich grüße das Göttliche in dir“. Wir fahren heute zum Stupa von Bodnath (Weltkulturerbe). Der Stupa hat 40 Meter im Durchmesser, hat 108 kleine Fenster und 13 Stufen führen zum höchsten Punkt des Stupas. Wer die 13. Stufe erreicht, ist erleuchtet, hat die Erkenntnis, das Nirvana erreicht – so lt. Hindus. Rund um den Stupa finden sich eine Menge von Gebetsmühlen. Es ist usus den Stupa im Uhrzeigersinn zu umgehen und dabei immer wieder die Gebetsmühlen zu drehen.

Wir besuchen auch eine Thangka-Schule. Mühsam lernen die Schüler, Mandalas zu malen, wozu oft wochenlange Arbeit für eine Thangka erforderlich ist. Die Thangaks können auch gekauft werden – die von den Schülern sind billiger, von Meistern gemalte sind meist platinvergoldet und auch teurer – natürlich verliebte ich mich in ein „Meistergemaltes“ ! – Wunderschööööön.

Unser Mittagessen genießen wir im Restaurant „Stupa von Bodanath“ auf der Dachterrasse, wovon wir den Ausblick auf den gesamten Stupa-Platz genießen können. Rund um den Platz befinden sich zahlreiche „Gampas“ = Klostergebäude. Nachmittags führt uns der Weg nach Pashupatinath = Verbrennungsstätte (ebenfalls ein Weltkulturerbe). Hier werden täglich bis zu 10 Tote verbrannt. Die Verbrennung erfolgt meist kurze Zeit nach Eintritt des Todes. Auf aufgeschlichtete große Holzscheite wird der in ein weißes Leintuch gewickelte Leichnam gelegt. Darauf kommen gras- oder auch schilfähnliche lange Halme und danach nochmals Kleinholz. Die Verbrennungsstätte wird mit Blumen (Tagetes) geschmückt und der jüngste Sohn des Toten, bzw. der Bruder oder auch der Sohn des Bruders müssen den Leichnam mit einer Fackel entfachten. Diese Zeremonie ist den Männern vorbehalten, die weiblichen Angehörigen des Toten müssen sich im Hintergrund halten. Die Blumenkränze und –bänder werden nun entfernt und der Leichnam im Gesichtsbereich entzündet. Ca. 4 Stunden dauert es bis zur kompletten Verbrennung, anschließend wird die Asche in den Bagmati-Fluss gekehrt und die Betonfläche gründlich mit von Hand zu Hand gereichten Wasserkübeln gespült. Durch eine Brücke werden die Verbrennungsstätten für Arme auf der einen Seite und für Reiche auf der anderen Seite getrennt. Bei den Reichen ist das Schmücken mit Blumen noch reichlicher und Musik mit Trommeln und Flöten wird gespielt. Bei den Reichen dürfen sowohl Frauen als auch Männer anwesend sein. Vergleichen kann man diese Einäscherung vom Stellenwert her mit der Verbrennung am großen Ganges in Nordindien.

Von Pashupatinath wandern wir nach oben zu den Shiva-Tempeln. Hier finden wir zahlreiche Sadu`s = heilige Männer. Die Männer sind farbenprächtig gekleidet und ihre Haut rundherum bemalt. Sie verdienen sich ihr Geld damit, dass Touristen sich mit ihnen fotografieren lassen und dafür eine kleine Spende hinterlassen. Auch wir haben diese Zeremonie gern in Anspruch genommen. Dafür bekamen wir Blumenblüten ins Haar gestreut und einen roten naturfarbenen Punkt auf die Stirn (Bereich des dritten Auges). Der Punkt mit einem Strich nach oben bedeutet: „Glück und ein langes Leben“.

Abends meditieren wir im Hotelgelände unter einem Holzpavillon. Hier ist wunderbare kraftvolle Energie. Zahlreiche Affen begleiten uns während der Meditation, hüpfen wild am Dach herum, umkreisen uns, machen Geräusche in den Bäumen als ob es zu regnen beginnen würde – eigenartiges Gefühl. Nach unserer Meditation ist es totenstill. Die Affen sind verschwunden und haben sich auch bis zu unserer Abreise nicht mehr blicken lassen. Rückblickend wird mir bewusst, dass uns die Tiere wahrscheinlich warnen wollten. Sie haben sich an einen sicheren Ort zurückgezogen, nachdem es am 25. April zu dem folgeschweren Erdbeben in Nepal gekommen ist – Gänsehaut läuft mir über den Körper!

Das heutige Abendessen bestand aus Mismas Tartari mit Reis – dazu ein Tuborg- Bier.

 

14. April: Nepalesisches Neujahr und Besuch eines Krishna-Tempels

Heute beginnt das neue Jahr für die Nepalesen – sie schreiben das Jahr 2072. Eine ganze Woche wird gefeiert! Wir fahren heute zum Durbar Square. Über 50 Pagoden und Tempel umsäumen den Platz – nun ist wohl sehr vieles durch das Erdbeben zerstört – es ist so schade um die aus dem 16. und 17., sowie auch vereinzelt aus dem 14. Jahrhundert stammenden Werke mit den vielen Schnitzereien aus teakholzähnlichem Holz. Wunderschön ist auch der sich dort befindliche Königspalast, der Gott sei Dank, dem Erdbeben standgehalten hat.

Herzzerreißend finde ich den Besuch eines Krishna-Tempels, wo sich die „Kumari – die lebende Göttin“ befindet. Der kleine Hof, den wir betreten fühlt sich kalt und traurig an, es darf nicht fotographiert werden. Nach einigem Warten dürfen wir erleben, wie die Kumari zu einem Fenster geführt und „gezeigt“ wird. Bei der Kumari, der lebenden Göttin handelt es sich um ein Mädchen, das mit ca. 4 bis 5 Lebensjahren zur lebenden Göttin gewählt wird. Bis zu ihrer ersten Blutung, sei dies durch eine Verletzung oder auch die erste Menstruationsblutung, bleibt sie im Tempel. Ein Privatlehrer unterrichtet sie und ausgewählte Freundinnen dürfen sie besuchen. Ein Leben für solch ein kleines Mädchen kann man sich nicht wirklich vorstellen, doch die Traurigkeit in ihren Augen spricht Bände.

Bei unserem Weg nach Thamel, das Einkaufsparadies von Kathmandu, kommen wir an vielen Opferstätten vorbei und auch an einem Stand, wo sämtliche Tageszeitungen ausgehängt sind. Hier kommen die Armen her, die sich keine Zeitung leisten können, um die täglichen Neuigkeiten zu erfahren. Unsere Einkaufs- und Handelfreude „ektasieren“ uns.

Das Abendessen bei einem Inder „The third eye“, wo ich eine Dal (Linsensuppe) genoss, war sehr scharf, aber unbeschreiblich gut. Die Heimfahrt mit einem Taxi – ein „Mini-Suzuki“ - war Erlebnis pur. Angekommen im Hotel bezahlen wir den Fahrer. Er nimmt ganz ruhig seinen „Lohn“, holt den Wagenheber und beginnt das Vorderrad zu wechseln, da wir scheinbar mit einem „Platten“ unterwegs waren. Tja, mit Shivabegleitung geht wohl vieles gut aus !

 

15. April: Fantastische Energie im Stupa von Swayambunath

Heute besuchen wir den Stupa von Swayambunath, den ältesten Stupa des Kathmandu-Tals mit einem Alter von mehr als 2000 Jahren. Es gibt mehrere Aufgänge zum Stupa, der steilste Aufgang führt über 365 Stufen. Wir wählen einen gemütlicheren Aufgang und nehmen zum Abgang die Stufen. Beim Marsch nach oben erleben wir hier die „elegante“ Müllentsorgung – ein Sackerl Müll wird einfach in die Stupa-Gartenanlage geworfen – Affen paaren sich sofort um dieses „Geschenk“, zerwühlen es und machen sich eifrig an noch vorhandene Essensreste. Auf dem Stupagelände oben angelangt werden wir von wunderbarem Räucherstäbchenduft, herrlich klingenden Mantras und wunderbaren Tempeln und Gebetsmühlen empfangen. Die Energie ist phantastisch, gigantisch, umwerfend. Ich kaufe 3 CD`s mit Mantra-Musik sowie auch 2 verschieden große Shiva`s. Ein Tempel mit einer riesengroßen Gebetsmühle fasziniert mich besonders. Ich verweile dort eine Zeit lang und genieße den Duft, die Geräusche und einfach SEIN zu dürfen – es tut sooooo gut!!!!

Nachmittags besuchen wir ein Kinderhaus. Die dort ansäßige Finnin bewirtet uns mit einem von ihrem nepalesischen Koch zubereiteten Menü, das hervorragend schmeckt. Wir genießen auf der Terrasse Essen und die herrliche Aussicht auf Kathmandu. Leider beginnt es bald zu regnen und wir müssen Regenschirme ausborgen, um zum nahegelegenen Kinderhaus zu gelangen. Wir haben Spielsachen, Bekleidung und auch Brillen, bzw. Brillenfassungen mitgebracht. Ich denke, wir haben da ganz schön Verwirrung in den Kinderhausablauf gebracht. Die Kinder sind außer sich. Wir spielen mit ihnen. Am besten gefällt ihnen das Spiel mit unseren aufgeblasenen Luftballons.

 

16. April: Besuch des ältesten Hindu-Tempels in Nepal

Ich erwache mit herrlichen Vogelstimmen des Beo`s, die Sonne scheint und viel Grün der Bäume zeigt sich vor unserem Zimmerfenster. Ich fühle Glückseligkeit, Tränen der Freude steigen in meinen Augen auf, mein Bett ist wohlig-warm, ich fühle mich geborgen wie im Mutterleib… Ich fühle mich getragen und beschützt.

In einem Newari-Dorf besuchen wir heute den ältesten, noch existierenden Hindu- Tempel. Auf der nahegelegenen Wiese sind Gewächshäuser zu erkennen, in denen Pilze gezüchtet werden. Der alte Hindu-Tempel ist wohl das wertvollste Gebäude in diesem sehr, fast schon verfallenen Dorf. Das Gelände um den Tempel zeigt sich jedoch auch sehr schmutzig, überall liegen Hunde müde herum und durch die Opfergaben im und um den Tempel wirkt der Gesamtanblick irgendwie gräulich.

Anschließend fahren wir nach Patan. Wir besichtigen den „Goldenen Tempel“, auch ein sehr beeindruckender Tempel mit den vielen Goldverkleidungen. Ich kaufe 2 Öllämpchen und entzünde sie, ich denke an die mir liebgewonnenen Menschen, die zu Hause auf mich warten. In Patan dürfen wir auch noch an einer „Klangschalenvorführung“ teilnehmen. Es ist interessant zu erfahren, welche Töne die Klangschalen geben können. Leider kann ich keine Klangschale mitnehmen, da ich sonst gewichtsmäßig mein Koffergewicht überschreiten würde, eine Kaufversuchung besteht jedoch.

Als Abschluss des Tages besuchen wir noch eine Manufaktor für Schnitzereien, Schmuck, Stein und Messing – man kann zusehen, wie dies alles angefertigt wird, auch das Erwerben derselben wäre möglich, jedoch kommt mir hier alles sehr teuer vor.

 

17. April: Besuch bei einem Schamanen

Heute steht Bhaktapur auf dem Programm. Hier dürfen wir so richtig das Neujahrsfest erleben. Die Stadt wird von verschiedenen Gruppen durchströmt, die ihr Bestes in Form von Trommeln, Flötenspiel und Tanz geben. Es ist ein heiteres Treiben und zieht an, mitzumachen. Wir dürfen also bereits das Jahr 2072 mitfeiern. Eigentlich habe ich ja dann schon mein Pensionsalter erreicht und müsste gar nicht mehr nach Europa kommen, um zu arbeiten – ha, ha, ha… Schön wär`s.

Das Mittagessen genießen wir über den Dächern von Bhaktabur, sodass wir von hier aus nochmals das bunte Treiben miterleben dürfen.

Der zweite Teil des Tages ist dem Besuch bei einem Schamanen gewidmet. Ein älterer Herr von 87 Jahren mit dunklem Anzug, Pullover und Hemd empfängt uns mit seinen Söhnen und einigen Gästen seiner Schamanenakademie. Im Hof nehmen wir Platz und werden mit Wasser, Kaffee und wunderbar süßen kleinen Bananen empfangen. Der Schamane gibt Erläuterungen über Schamanismus, bzw. das Leben in Englisch, wobei seine Sprache durch das teilweise Fehlen seiner Zähne oft nicht so ganz verständlich rüberkommt. Am meisten hängengeblieben ist in meinen Gedanken, dass wir immer wieder Kraft und Mut in der Natur finden, was mir ohnehin schon sehr bewusst war. Wichtig im Leben sind Vertrauen, Liebe und Hoffnung. Die linke Schulter ist Zeichen der Mutter, die rechte Schulter Zeichen des Vaters, die Brustmitte das ICH und die Stirn das Bewusstsein. Nach diesen Erläuterungen werden wir gebeten ins Haus mitzukommen. Wir stellen uns in einem Kreis auf und werden „gereinigt“. Ein „Helferschamane“ geht im Kreis herum, spricht Mandalaartiges aus und „reinigt“ jeden von uns gesondert. Anschließend werden wir gebeten, Platz zu nehmen und jeder bekommt eine Trommel. Der Sohn des Schamanen gibt den Rhythmus an. Ich fühle mich kurzzeitig richtig in Trance versetzt – eine wunderbare Erfahrung.

 

18. April: Kaufrausch in Thamel

Den heutigen Tag haben wir zur freien Verfügung. Unser gewohnter gemieteter Bus bringt uns noch in die Stadt Kathmandu und dann sind wir uns selbst überlassen. In einem wunderschönen Hotel genießen wir Kuchen und Cappucchino. Danach marschieren wir zu den Einkaufsbazaren von Thamel und geben uns nochmals dem Kaufrausch richtig hin. Heute finde ich den Zusammenhalt der Gruppe mal richtig gut. Abends geht es nach nochmaligen Besuch des Inders „The third eye“ wiederum mit dem Taxi nach Hause – nochmals das urgeile Gefühl auf den „Roads von Nepal“ unterwegs zu sein – tja, mit 17 hat man noch Träume, mit 56 erfüllt man sich diese Träume!!!

 

19. April: Auf zur größten Statue der Welt

Heute geht`s ab in die Berge, raus aus der Stadt, aus dem Getümmel, dem Gehupe, dem Gewühl... Auf der Fahrt Richtung Namobuddha machen wir noch einen kleinen Marsch zur größten Statue der Welt, zur 44 m hohen Shiva-Statue. Nicht ganz rein, aber doch im Dunst erkennbar, zeigt sich immer wieder die Bergkette des Himalaya. Zwischendurch machen wir noch Halt in Detulikehl, einer kleinen Stadt, in der die Armut, wie auch an den vielen anderen Orten, sehr gut ersichtlich ist.

Barbara, unsere „geistige Führung“, hat beschlossen, Stoff zu kaufen, um sich nepalesische Kleidung nähen zu lassen. Der Stoff dafür (2 Hosen, 2 Oberteile) kostet 45,- €, das Nähen der 4 Bekleidungsteile € 6,00!!!! Am nächsten Tag kann Barbara die fertigen Kleidungsstücke abholen. Hier treffen wir noch eine kleinwüchsige Frau mit lederartiger Haut. Den Übersetzungen nach von Denisch jammert die Frau über Schmerzen. Die Frage, wie alt sie ist, kann sie nicht beantworten, da ihr dies nicht bekannt sei und sie auch keine Dokumente besäße.

Am späten Nachmittag erreichen wir das Namo Buddha-Resort. Eine wunderschöne „Hotelanlage“, bzw. „Berghütten“, ... ja wie immer man es nennen mag. Wir befinden uns in ca. 1900 m Höhe und 2 – 4 Personen sind jeweils in einem Haus untergebracht. Die Matratzen waren hart und das Klima in den Räumen etwas feucht wirkend, aber ich habe trotzdem geschlafen wie ein Murmeltier, so doch das Essen unsere Gaumenfreuden erweckte.

 

20. April: Besuch in den Bergdörfern

Nach dem Aufwachen mache ich mit einer kleinen Gruppe Qi Gong. Die Aussicht ist herrlich. Vogelgezwitscher, Schmetterlingstanz und kleine weingartgenpfirsichartige Früchte beflügeln die Seele. Auch einen wunderschönen Sonnenaufgang durften wir schon erleben. Der vis a vis von unserem Terrassentisch gelegene Himalaya lässt sich während unseres gesamten Aufenthaltes nicht erkennen, da es immer sehr, sehr diesig ist.

Frühstücken und dann Abmarsch nach Namobuddha. Schon von weitem sehen wir die vielen bunten Fahnen wehen. Wir besuchen ein Kloster, in dem sich auch einige Mönche befinden. Wir müssen die Schuhe ausziehen und finden ein Plätzchen, jeder für sich, zur Meditation.

Nach dem Mittagessen begeben sich einige von uns zur Ruhe. "U.", "J." und ich machen uns jedoch mit unserem Guide Denisch nochmals auf eine Wanderung. Es ist sehr schwül und gewittrig, jedoch wunderbar, das Leben in den Bergdörfern zu erleben. Es spielt sich hier sehr viel im Freien ab. Wir betreten eine sehr karge „Wohnung“: Sandboden, 2 Herdplatten, eine Armatur mit einem Kübel darunter als Spüle, ein Bett, eine Bank, ein kleiner Tisch. Auf der Terrasse wird Rapssamen getrocknet, um danach daraus Öl zu gewinnen, aus Gerstengetreide wird Samen gedroschen und ebenfalls getrocknet. Überall gibt es Ziegen, Kühe, Hühner und Hunde. Wir kommen auch bei einer Tischlerei vorbei, bei der sich jegliche Arbeit im Freien abspielt. Ein Bus fährt die Straße nach oben. Er ist mit Menschen bis zum Dach hin „beladen“, es staubt furchtbar als uns der Bus überholt, doch die Menschen lachen und winken uns zu.

Auch an diesem Abend gibt es nochmals ein wunderbar schmeckendes 3-gängiges Menü. Also wenn ich hier 1 Woche Urlaub machen würde, wäre ich wahrscheinlich bald kugelrund.

 

21. April 2015: Abschied von Kathmandu

Heute ist nur noch etwas Relaxen, Zusammenpacken und Abschiednehmen angesagt. Um 21.30 Uhr geht unser Flug. Auf der Fahrt zum Flughafen holen wir noch "B.'s" neu genähte Kleidungsstücke ab – leider ist der Zuschnitt dafür etwas misslungen, die Kleider passen nicht so ganz, sind zu eng. Die Vorfreude hat sich also nicht in wahre Freude umwandeln lassen. "B." nimmt die Kleidungsstücke nach einigem Verhandeln mit den Näherinnen trotzdem mit und wird versuchen die Kleider in der Heimat durch eine Schneiderin doch noch tragbar zu machen.

Zum Abschluss genießen wir noch Kaffee in unserem bereits bekannten Hotel in Kathmandu. 3 Stunden vor Abflug sind wir bereits am Flughafen. Dann endlich hebt der große Vogel ab in Richtung Westen. Anfängliche Turbulenzen mit überwältigenden Luftlöchern erzeugen ein klein wenig Unruhe. Auch beim Rückflug haben wir eine Zwischenlandung in Doha, jedoch diesmal nur mit 2 Stunden Aufenthalt. Danach geht es weiter Richtung Vienna mit guter Landung um 6.40 Uhr in Schwechat.

Kurze Verabschiedung von der nun doch so lieb gewonnenen Gruppe. Amoi seg ma uns wieder – so singt Andreas Gabalier…. und so die Meister des Himalaya es wollen, werden auch wir uns wieder sehen.

Nach unserem Abflug am Abend des 21. April 2015 mussten wir am 25. April 2015 erfahren, dass dieses Gebiet ein unbeschreiblich mächtiges Erdbeben erfasst hat und vieles dem Erdboden eben gemacht wurde. Auch viele Menschen mussten ihr Leben lassen. Ein Dankeschön an die Meister des Himalaya, dass wir einen Teil von Nepal mit den dort in Armut lebenden und doch so gastfreundlichen Menschen noch in Ganzheit erleben durften

In Dankbarkeit an schöne Tage in Nepal,

Christa-Dorit Fida

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Christa-Dorit Fida