04.06.2017Teilen

Interview mit Yogalehrerin Doris Iding

Was hat Hermann Hesse mit Yoga zu tun? Im Interview mit NEUE WEGE erzählt Yogalehrerin und Journalistin Doris Iding, was Yoga für sie bedeutet und wie sie ihre Tätigkeiten verbindet. 

Liebe Doris,

wie bist ursprünglich zu Yoga gekommen und wie kam es dazu, dass du dich entschieden hast, Yogalehrerin zu werden?
Ich beschäftige mich bereits seit meinem 15. Lebensjahr mit Spiritualität. Es war Hermann Hesse der mit „Siddhartha“ etwas in mir zum Brennen gebracht hat. Seitdem bin ich „auf dem Weg“. Zum Yoga bin ich später gekommen. Zuerst habe ich es studiert, in Verbindung mit Ethnologie und Religionswissenschaft, um das Wesen des Menschen tiefer und besser verstehen zu können. Parallel zum Studium habe ich meine persönliche Praxis vertieft und irgendwann war es für mich nur die logische Konsequenz, mich auch persönlich auf der Matte und dem Meditationskissen aus- und fortzubilden. Allerdings ging dem eine lange persönliche Praxis voraus. Diese dauerte bestimmt 15 Jahre, wobei mein Schwerpunkt immer sehr auf der eigenen Wahrnehmung in den lang gehaltenen Asanas lag. 

Welchen Yogastil dürfen die Teilnehmer in deinem Unterricht von dir erwarten und was ist das Besondere an dieser Übungsweise?

1. Es gibt kein MUSS
Das wichtigste ist mir, dass die Teilnehmer ganz frei entscheiden, was sie mitmachen wollen. Sie sollen sich auch wirklich erholen und entspannen. Das gilt sowohl für die Teilnahme an den Stunden, als auch das Halten der Positionen. Ich finde es ganz wichtig, selbst zu entscheiden, wann man genug hat und man sich entspannen möchte. Für mich ist der Grundsatz: „Es soll leicht sein“ sehr wichtig. Und diesen versuche ich, zu vermitteln.

 2. Stille und Ruhe erfahren
Ich praktiziere einen ruhigen, entspannenden Yin-Yoga- und Achtsamkeits-Yogastil. Mir geht es besonders darum, dass die Teilnehmer sich entspannen, ohne Leistungsdruck. Sie sollen sich selbst besser wahrnehmen und in sich selbst eine Heimat finden. Heute wird auch im Yoga so viel Druck ausgeübt. Leistungsdruck. Erwartungsdruck. Besser-Schneller-Dehnbarer-Druck. Die Teilnehmer sind sehr aktiv und dynamisch unterwegs. Das führt – wie ich immer wieder von Orthopäden, Physiotherapeuten und auch Psychologen höre – zu Unfällen und Burnout und zur Überforderung auf der Matte oder dem Meditationskissen. Manchmal verlangen Körper und Geist und Körper aber einfach nach Stille und Ruhe. Beides sind jedoch Fremdwörter geworden in der heutigen Zeit. Wir werden jeden Tag so dermaßen bombardiert mit zahllosen Reizen, dass wir Ruhe gar nicht mehr aushalten. Aber nur wenn wir uns selbst mal Ruhe schenken, kommen wir in Kontakt mit dem, was uns gut tut und was wir brauchen – und was wir in der Tiefe sind. Diese Stille und Ruhe möchte ich gerne erfahrbar machen.

3. Nach Hause kommen
Ich erlebe immer wieder, dass Teilnehmer es nur schwer aushalten, 10 oder 20 Minuten zu meditieren. Sie halten sich selbst sozusagen schwer aus. Das macht mich irgendwie sehr traurig. Deshalb möchte ich ihnen die Gelegenheit geben, zu sich selbst zu kommen – spielerisch und leicht. Damit sie sich dann in sich wohl fühlen und gut mit sich sein können. Ich möchte ihnen gerne einen Weg zeigen, der in Richtung nach Hause führt.      

4. Das Gehirn nutzen
Was meinen Unterricht wohl auch auszeichnet ist, dass ich gerne theoretisches Wissen über Neuroplastizität mit einbeziehe. Ich bin ein totaler Hirn-Freak geworden. Wenn wir unser Gehirn richtig nutzen, dann kann es uns sehr darin unterstützen, den Geist zur Ruhe zu bringen und Körper und Geist zu vereinen. Ganz im Sinne des Yoga. Ich habe in den letzten Jahren viele Fortbildungen besucht, die genau diese Nutzung des Gehirns mit einbeziehen und kann nur sagen: Es wirkt! Das habe ich besonders an mir selbst bemerkt. Und mein Umfeld kann dies gerne bestätigen.

Du bist auch freie Journalistin und Autorin. Inwiefern kombinierst du deine beiden Tätigkeiten?
Ich fühle mich sehr beschenkt, was meine Arbeit betrifft. Ich arbeite seit 15 Jahren für Yoga aktuell und habe dadurch natürlich sehr, sehr viele Meister, Gurus und Menschenfänger kennengelernt. Von den Meistern und Gurus habe ich viel gelernt, was man tun sollte und die Menschenfänger haben mir deutlich gemacht, was man lassen sollte. In meinen Kursen erzähle ich natürlich auch gerne von diesen Begegnungen und das auf möglichst humorvolle Weise. Osho hat einmal gesagt: „Sei Dir selbst ein Witz, der Dich erheitert.“ Darum vermittle ich diese Geschichten in einem Sinne, in dem ich die Lernende bin, die immer wieder stolpert, aufsteht, ihr Krönchen zurechtrückt und dann weitergeht. Das ist für viele Teilnehmer eine Erleichterung. Dadurch erkennen sie, dass der Weg nie aufhört. Auch dann nicht, wenn man schon lange Yoga macht und lange meditiert.

Du begleitest bereits seit 2014 Yoga Reisen mit NEUE WEGE. Was ist für dich das Besondere daran, mit NEUE WEGE zu verreisen und gibt es einen Ort, der dir gefallen hat?
Ich finde die Mitarbeiter von NEUE WEGE allesamt sehr nett, offen und kooperativ und sehr darum bemüht, dass das Produkt – eine schöne Yogareise – gelingt.  Mir gefallen alle Orte, an die ich für NEUE WEGE fahre, gleichermaßen gut. Das macht den guten Geschmack von NEUE WEGE deutlich.

Deine nächste Reise geht ins Hotel Galanìas nach Sardinien. Worauf freust du dich besonders und für wen ist diese Reise deiner Meinung nach geeignet?
Sardinien ist eine sehr kraftvolle Insel!! Dort ist es einfach, sich zu entspannen und tiefe Erfahrungen zu machen. Es ist ein Juwel im Mittelmeer. Darauf freue ich mich besonders!
Diese Reise ist für Menschen geeignet, die sich selbst besser kennenlernen möchte. Die Lust haben, tiefe Erfahrungen zu machen und wieder mit dem in Kontakt kommen wollen, was unsere Wesensnatur ist: Stille. Reines Sein.

Du begleitest dieses Jahr eine weitere Reise mit NEUE WEGE. Es ist die Reise über Weihnachten und Silvester ins Bethsaida Hermitage. Was dürfen die Teilnehmer auf dieser Reise erwarten?
Einblicke in die Yogaphilosphie. Wissensvermittlung spiritueller Schriften. Vorträge über Besondere Persönlichkeiten aus dem Yoga. Schöne Meditationen. Entspannenden Yoga. Leichtigkeit. Humor. Stille. Austausch. Wunderschöne geführte Meditationen. Begegnungen auf der Herzensebene.

Zu guter Letzt, hast du eine Yogaweisheit oder Übung, die du unseren Bloglesern mitgeben möchtest?
Hmmmm… Gar nicht so einfach. Ich sage mal, was mich gerade sehr beschäftigt und was ich persönlich versuche zu verinnerlichen. Eine wichtige Weisheit ist: Alles ist vergänglich. Wenn wir aufhören, an Dingen, Menschen, Zuständen etc. festzuhalten, wird das Leben leichter. Auf den Punkt gebracht: Loslassen. Wenn wir loslassen, sind wir mehr im Moment. Und wenn wir mehr im Moment sind, leiden wir nicht so viel.
Was mich noch sehr beschäftigt: Der Geist kann sich nicht auf 2 Gefühle oder Gedanken gleichzeitig konzentrieren. Er kann also nicht traurig und fröhlich gleichzeitig sein. Wenn ich also traurig bin oder deprimiert bin über die Situation, die gerade in der Welt herrscht, dann mache ich mir diese Aussage bewusst und lenke meine Aufmerksamkeit ganz bewusst auf etwas Schönes. Ein schönes Lied, ein stärkendes Mantra… Das hilft mir und schenkt mir Zuversicht.

Liebe Doris wir danken dir für so ein spannendes Interview.

Wir wünschen dir auf deinen Reisen viel Freude und Entspannung.

Dieser Beitrag wurde geschrieben von:

Doris Iding